Persönlich Cristina Kirchner . . . soll Argentinien betrogen haben

Vor ein paar Tagen stellte Cristina Kirchner (63) schon einmal die Weichen für ihre Rolle in der Zukunft. "Es wird in Argentinien schon bald wieder politische Gefangene geben", warnte die ehemalige Präsidentin (2007 bis 2015) des südamerikanischen Landes.

Nun wurde klar, was sie damit gemeint hat: Kirchner wird der Prozess gemacht, und sie sieht sich als Opfer einer politischen Verfolgung. Die Justiz wirft ihr die Nähe zu dem Bau-Unternehmer Lázaro Báez vor und lässt ihr Vermögen einfrieren, das umgerechnet 600 Millionen Euro betragen soll. Bis heute ist ungeklärt, wie die Berufspolitikerin Kirchner, die nach den vier Amtsjahren ihres Mannes Nestor (2003 bis 2007) die Macht in Argentinien übernahm, einen solchen Reichtum anhäufen konnte.

Kirchner selbst rechtfertigte sich stets mit dem Hinweis auf "geglückte Investitionen". Ihre Familie verfügt inzwischen über riesige Ländereien in Patagonien, Hotelkomplexe und Beteiligungen an Unternehmen.

Die bizarre Verhaftung des stellvertretenden Bauministers José López vor einigen Monaten, gibt allerdings einen anderen Hinweis: Lopez war im Juni dabei gefilmt worden, wie er panisch Säcke voller Bargeld im Wert von mehr als neun Millionen Dollar in einem Kloster verstecken wollte. Dann klickten die Handschellen.

Als Kirchner noch in Amt und Würden war, versandeten alle Anklagen gegen sie im Nichts. Kirchnertreue Staatsanwälte machten Karriere, Juristen, die sich ihr in den Weg stellten, verloren ihren Job. Das System Kirchner brach zusammen, als ihr die Wähler bei den Parlamentswahlen vor über zwei Jahren die Mehrheit verweigerten, um die Verfassung ändern und damit erneut kandidieren zu können. Nach der Wahl des bürgerlich-konservativen Mauricio Macri verliert sie nun stetig den Schutz einer ihr wohlgesonnenen Justiz. Ihre Popularität in den ärmeren Bevölkerungsschichten ist aber ungebrochen. Dort gilt sie als Präsidentin der Armen.

Tobias Käufer

(RP)
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