Debatte um Auftritt des türkischen Premier in Köln CSU-Generalsekretär nennt Erdogan-Besuch "makaber"

Berlin/Ankara · Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan will wie geplant nach Köln reisen. In Deutschland spitzt sich die Debatte um den Besuch zu.

Die vier wichtigsten Parteien und ihre Vertreter
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Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan will wie geplant nach Köln reisen. In Deutschland spitzt sich die Debatte um den Besuch zu.

In Deutschland spitzt sich die Debatte über Erdogans Besuch weiter zu. "Von einem verantwortungsvollen Regierungschef würde ich erwarten, dass er sich zu Hause um die Opfer und Leidtragenden des Grubenunglücks kümmert", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer unserer Redaktion. Es sei "makaber", jetzt ins Ausland zu reisen, um sich huldigen zu lassen. Scheuer warnte, dass Deutschland zum "Schauplatz der innertürkischen Auseinandersetzungen" werde: "Wenn Erdogan schon nicht den Charakter hat, die Veranstaltung abzusagen, dann fordere ich ihn auf, dort jedes einzelne Wort mit Bedacht zu wählen."

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth forderte zum Protest auf. Sie pochte auf Meinungsfreiheit für Erdogan und seine Gegner: "Deswegen begrüße ich es, wenn in Köln viele Menschen gegen die Politik von Erdogan protestieren und ihren Unmut über seinen unwürdigen Umgang mit dem Unglück von Soma und den demokratischen Rechten der Menschen in der Türkei deutlich machen."

Heftige Kritik übte die deutsch-türkische Soziologin Necla Kelek. Erdogans Auftritt sei "eine bewusst geplante Machtdemonstration der hier lebenden Türken". Seine Anhänger seien "die Türken, die sich hier nicht integrieren, dem Türkentum und dem Islam dienen": "Sie brauchen Erdogan als ihren Sprecher, in ihrer Parallelwelt." Moderate Töne kamen von Unionsfraktionsvize Andreas Schockenhoff. "Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland 1,5 Millionen Türken wahlberechtigt sind, ist es nachvollziehbar, dass Erdogan auch Wahlkampf machen möchte."

(los/qua/sei)
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