Analyse zur Landtagswahl in Bayern CSU-Kantersieg muss Angela Merkel sorgen

München · Die Rückkehr der CSU zur bajuwarischen Dominanz könnte Merkels Schlussmobilisierung bei der Bundestagswahl gefährden. Die FDP im Bund dürfte sich dagegen freuen. Die SPD kann mit dem 20-Prozent-Plus-Ergebnis leben.

Bayern bleibt sich treu. Nach einem kurzen Intermezzo, in dem die CSU mit den Liberalen regieren musste, darf die selbst ernannte Bayernpartei nun wieder mit ihrer seit 1962 gewohnten absoluten Mehrheit herrschen. Verwandtenaffäre hin, atemberaubende Positionswechsel des Ministerpräsidenten Seehofer her. Die Mehrheit der wahlberechtigten Bayern fühlt sich eben bei der regional tief verankerten und auf eine imposante Erfolgsbilanz bei Wirtschaft, Bildung und Infrastruktur blickende Partei wohl. Für die Bundeskanzlerin und Vorsitzende der Schwesterpartei CDU, Angela Merkel, ist das Ergebnis allerdings nur auf den ersten Blick gut.

Nach-Wahl-Müdigkeit

Denn die siegestrunkenen CSU-Wahlkämpfer müssen in nur sieben Tagen ein ähnlich gutes Ergebnis erreichen, wenn Unions-Regierungschefin Merkel im Kanzleramt bleiben soll. Eine gewisse Nach-Wahl-Müdigkeit in der CSU wäre für die CDU, die bei der Schlussmobilisierung im Bund in der Vergangenheit erhebliche Defizite offenbart hatte, fatal. Auch muss Merkel nun mehr denn je mit einem selbstbewusst auftrumpfenden CSU-Chef Horst Seehofer umgehen. Die CSU dürfte das Votum zu einem Plebiszit für eine Pkw-Maut umdeuten. Selbst wenn Merkel Kanzlerin bleibt, müsste sie in einer schwarz-gelben oder einer schwarz-roten Koalition zunächst mit der eigenen Schwesterpartei Kompromisse suchen.

Für die SPD und ihren seit Wochen stärker auftretenden Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück ist das 20-Prozent-Plus-Ergebnis in Bayern ein kleiner Achtungserfolg. Man ist halt bescheiden geworden in der Bayern-SPD. Der Ude-Effekt ist allerdings ausgeblieben. Die bayerischen Liberalen, die mit Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ein Schwergewicht aufbieten können, sind der große Verlierer des Abends.

FDP-Spitze lächelt

Minus fünf Prozent ist ein herber Rückschlag für eine Partei, die sich als notwendiges Korrektiv für die allmächtige CSU inszeniert hatte. Die FDP im Bund dürfte das katastrophale Wahlergebnis indes heimlich mit einem Lächeln kommentieren. Denn die Mobilisierung der liberalen Anhänger von Flensburg bis Passau dürfte in den letzten Tagen bis zur Bundestagswahl nun zum Selbstläufer werden. Die FDP-Spitze wird nun massiv im bürgerlichen Lager für die Zweitstimme werben. Siehe Niedersachsen.

Auch das könnte wiederum gefährlich für Angela Merkel werden. Der Verlust der Regierung in Hannover hat die CDU-Führung geschockt. Wenn zu viele bürgerliche Wähler zur FDP laufen, wird die bürgerliche Koalition nicht unbedingt wahrscheinlicher. Das scheint der schwarz-gelben Klientel bislang nicht ausreichend klar. Die Sektstimmung der Schwesterpartei in Bayern dürfte bei der Bundeskanzlerin an diesem Sonntagabend daher zwiespältige Gefühle auslösen.

(csi)
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