Dieselaffäre Politiker schießen sich auf Autobosse ein

Berlin · In der Dieselaffäre richten sich die Augen der Politik nun auf die Verantwortlichen der Autokonzerne. Kanzlerin Merkel kritisiert verspieltes Vertrauen, SPD-Chef Schulz bemängelt unterlassene Investitionen. CSU-Spitzenkandidat Herrmann lehnt eine europaweite Quote für E-Autos ab.

 Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Foto: dpa, his wie

"Weite Teile der Automobilindustrie haben unglaubliches Vertrauen verspielt", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Lücken in den Abgastests seien "bis zur Unkenntlichkeit" genutzt worden. SPD-Chef Martin Schulz kritisierte, millionenschwere Manager hätten "die Zukunft verpennt". Wegen des kurzfristigen Effekts in ihren Bilanzen seien Investitionen in Bereichen unterblieben, in denen das nötig gewesen wäre. Er sei entschieden dagegen, dass nun Dieselfahrer die Zeche zahlen sollten.

Finanzstaatssekretär Jens Spahn (CDU) äußerte Zweifel, "ob schon alle Automanager verstanden haben, worum es eigentlich geht". Das Ansehen ihrer Unternehmen, ihrer Innovationskraft und ihrer Autos in Deutschland und der Welt stehe auf dem Spiel.

Den Vorschlag von Schulz zu verbindlichen Quoten für Elektroautos in der EU lehnten führende Unionspolitiker jedoch ab. "Erstmal verhandeln wir dann wieder ewig in Europa, wie die Quote nun sein soll, und anschließend: was machen wir denn, wenn sie nicht eingehalten wird", erklärte Merkel. Schulz warf ihr daraufhin vor, selbst keinen eigenen Vorschlag zu haben. "Zukunft der Mobilität gestaltet man nicht mit Politikverweigerung", sagte Schulz.

CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann glaubt nicht, dass der Schulz-Plan aufgeht. "Man kann nicht Millionen von Dieselfahrern in Deutschland dazu zwingen, dass sie sich ein E-Auto kaufen, weil die SPD mit der Brechstange eine Quote einführen will", sagte der bayerische Verkehrsminister. "Wir brauchen keine Planwirtschaft, sondern wir brauchen konkurrenzfähige E-Autos, die die Menschen auch wollen", sagte Herrmann.

(jd/may-)
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