Kopenhagen Dänemark bekommt Frauen-Moschee

Kopenhagen · Muslimische Frauenrechtlerinnen wollen gleiche Rechte auch beim Gebet durchsetzen.

In vielen Moscheen müssen die Frauen durch den Hintereingang eintreten. Während die Männer im schönsten Teil der Gebetsräume Platz nehmen, werden die weiblichen Gläubigen oft auf einen hinteren Teil verwiesen. Dänische Frauen wollen nun dagegenhalten. Sie haben die erste Moschee nur für Frauen in Kopenhagen eröffnet. Auch die Vorbeter der "Mariam-Moschee" sind Frauen. Niemand muss sich verschleiern. Der Ort wird derzeit noch geheim gehalten, aus Angst vor Repressalien sowohl aus rechtsextremen wie aus radikalislamischen Kreisen.

"Ich habe mich nie in den existierenden Moscheen zuhause gefühlt. Die neuen großen Moscheen sind zwar unglaublich schön. Aber wir Frauen stehen auf einem Balkon und schauen dem Geschehen unten nur zu", sagt Imamin Sherin Khankan, die auch Sprecherin der dänischen Organisation "Kritische Muslime" ist, der Zeitung "Politiken". Zusammen mit ihrer Kollegin Saliha Marie Fetteh wird die Religionswissenschaftlerin die Gebete anleiten. Beide Imaminnen haben einen dänischen Hintergrund. Hinter ihnen steht zudem ein Moschee-Vorstand aus zwölf Personen, darunter auch ein Mann.

Mehmet Ümit Necef, Professor am Zentrum für den Vorderen Orient an der Universität von Süd-Dänemark, hält das Projekt für einen konstruktiven Ansatz zur Modernisierung des Islams. "Externe Kritik des Islams verursacht Angst und fördert Verteidigungsreaktionen bei Moslems. Aber wenn die Kritik und Erneuerungen aus dem Islam selbst kommen, ist das sehr konstruktiv", sagt er.

Die alteingesessenen muslimischen Gemeinden Dänemarks halten die Frauenmoschee dagegen für Unsinn. Es stimme nicht, dass für Frauen in den gewöhnlichen Moscheen kein Platz sei, kommentierte etwa Imam Waseem Hussein, Vorsitzender einer der großen Gemeinden Dänemarks. "Die können gerne machen, was sie wollen. Aber ihre theologischen Referenzen sind falsch. Warum sollte es spezifische Moscheen gerade für Frauen geben? Sollten wir dann auch Moscheen nur für Männer einrichten? Letzteres würde in Dänemark für einen Aufschrei sorgen", argumentiert er.

(RP)
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