Dalai Lama an der Galle operiert

Neu Delhi · Die Krankheits-Geschichte der höchsten geistlichen Führer weiß, dass Erleuchtung und Gottesnähe nicht vor gesundheitlichen Komplikationen schützen. In unserem heutigen Fall ist der Dalai Lama betroffen.

Ihm mussten Gallensteine entfernt werden. Dazu reiste er in Indiens Hauptstadt und ließ sich chirurgisch Linderung verschaffen.

Im Aufklärungsgespräch vor der OP wird man dem freundlichen Mönch der guten Ordnung halber mitgeteilt haben, wozu der Eingriff nötig war. Gallensteine entstehen — vereinfacht gesagt —, wenn der Abbau von Fett aus der Leber, den die Gallenflüssigkeit bewirkt, zum Stocken kommt. Lösliche Stoffe, die im Gallengangssystem (mit der Gallenblase als Sammelbecken) normalerweise trefflich harmonieren, verklumpen plötzlich; dafür sind neben Stoffwechsel- wohl auch genetische Faktoren entscheidend.

Je nach ihrer Lage blockieren die Steine den Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm, und dann treten die berüchtigten Koliken auf, unter denen der Dalai Lama — ohne Seiner Heiligkeit ferndiagnostisch zu nahe an den Oberbauch rücken zu wollen — vermutlich stark gelitten hat. Wegen Pein war er bereits im August vorstellig geworden; eine Sonografie (Ultraschall-Untersuchung) gab wohl genauen Aufschluss über seine Steine und deren Lage. Bei diesem Echo ins Körperinnere wurde möglicherweise auch schon die Entscheidung zur Operation getroffen, nachdem die Ärzte den Dalai Lama notfallmäßig mit Schmerzmitteln versorgt und ihn zu Ruhe und Ernährungsdisziplin gemahnt hatten.

Für die Entfernung von Gallensteinen gibt es mehrere Optionen: Man kann sie von innen herausfischen, indem ein Endoskop den Weg durch Speiseröhre und Magen in den Zwölffingerdarm findet und dort — mit durch den Hohlkanal des Endoskops eingeführten Gerätschaften — seitlich in den Gallengang abknickt. Diese Technik, von Gastroenterologen praktiziert, ist gängig, birgt aber das Problem, dass Steine häufig wieder auftreten.

Die goldene Therapie ist hingegen die so genannte "laparoskopische" Operation, bei der Chirurgen durch einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke durchaus elegante Endoskope und Instrumente in den Bauchraum bringen, mit denen die OP vorgenommen wird. Nach diesem minimalinvasiven Verfahren — noch ein Vorteil — sind die Patienten bald wieder mobil; oft wird die Gallenblase mit entfernt, zumal aus Gründen der Vorbeugung: Bei anderen Methoden wachsen den entfernten Steinen neue nach, und der Leidensweg beginnt von vorn.

Jedenfalls sei dem Dalai Lama für die Zukunft gewünscht, dass ihm die Galle nicht überläuft. Dass er sein Lächeln bald wieder erreicht, darf angenommen werden.

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