Persönlich Dan Price . . . kürzt sein eigenes Gehalt

Dan Price ist ein amerikanischer Sonnyboy mit schulterlangen Haaren und Hip-ster-Bart. Er ist musikalisch, fährt gerne Snowboard, strahlt Fröhlichkeit und Gelassenheit aus. Geldsorgen hat der 30-jährige Unternehmer keine, der sich trotz eines vollen Bankkontos mit einem zwölf Jahre alten Audi und einer Drei-Zimmer-Wohnung begnügt. Und er findet, seine Angestellten sollten auch keine haben. Die 120 Beschäftigten seiner Firma müssen ab sofort nicht mehr dem großen Gehaltscheck hinterherjagen, sie bekommen ihn monatlich mit einem Lächeln und guten Wünschen überreicht.

Price ist Vorstandsvorsitzender des mittelständischen US-Bezahldienstes "Gravity Payments" in Seattle, der Einkäufe mit Kreditkarten abrechnet. Er kam ins Grübeln, als er eine Studie über emotionales Wohlbefinden las - und machte einen radikalen Schnitt: Jeder in seinem Unternehmen - angefangen beim Hausmeister - soll mindestens 70 000 Dollar (66 200 Euro) im Jahr verdienen. In Seattle und San Francisco liegt der Mindestlohn bei knapp 14 Euro. So hoch ist er sonst nirgends in den USA, wo derzeit verstärkt über die Lohnungleichheit debattiert wird.

Damit seine Angestellten unbeschwert durchs Leben gehen können, verzichtet Price auf 930 000 Dollar Gehalt und zahlt sich selbst nur den Mindestlohn. Sein Gehalt sei "wirklich sehr hoch gewesen", gab er zu. Außerdem wird die Anpassung, die innerhalb von drei Jahren umgesetzt werden soll, mit 80 Prozent der Firmenprofite finanziert. Was sich anhört, wie eine märchenhafte Hollywood-Story, verkündete der Jungunternehmer auf einer Betriebsversammlung - und erntete erst ungläubige Blicke, dann donnernden Applaus. "Das ist das, was jedem zusteht", sagte Price, der aus einer ländlichen Gegend in Idaho stammt und vier Geschwister hat. 2014 wurde er zum "Unternehmer des Jahres" gewählt. Es scheint so, als wolle er seinen Titel verteidigen.

(RP)
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