PERSÖNLICH Daniel Düngel . . . schimpft auf das "kranke System"

Die Fraktion der Piraten im Düsseldorfer Landtag ist nach ihrem Einzug ins NRW-Parlament vor allem durch interne Ränkespiele, unklare Positionen, Selbstzweifel und mitunter peinliche Verlautbarungen in sozialen Netzwerken aufgefallen. Zu den wenigen Piraten, die bei den Strippenziehern der anderen Parteien in dem Ruf stehen, "ganz vernünftig" zu sein, gehört Daniel Düngel (37), der das Amt eines Landtagsvizepräsidenten übernommen hat. Doch jetzt schütteln die Mitbewerber auch über ihn verständnislos den Kopf.

Grund ist eine Veröffentlichung im Internet-Tagebuch des Abgeordneten. Darin kritisiert Düngel den Düsseldorfer Politikbetrieb als "krankes System", in dem die anderen Parteien nur ihre "Pfründe" sichern wollten. Die Sitzungen der Parlamentarischen Geschäftsführer nennt er "Hinterzimmerrunden", die dazu genutzt würden, "ungestört Drohkulissen" aufzubauen. Harte Worte – führten Ratlosigkeit und Frust die Feder? Die Grünen forderten Düngel jetzt auf, Konsequenzen zu ziehen und seine eigene Rolle als exponierter Repräsentant des vermeintlich "kranken Systems" zu hinterfragen.

Düngel verfügt wie alle Landtagsvizepräsidenten über Privilegien, kann zum Beispiel einen Dienstwagen mit Chauffeur nutzen. Ein Widerspruch? Keinesfalls, findet der Politiker aus Oberhausen. Mit dem "kranken System" beziehe er sich auf das Verhalten der anderen Fraktionen, die Piraten-Anträgen grundsätzlich die Zustimmung verweigerten, obwohl man beim Thema Datensicherheit und Vorratsdatenspeicherung doch einer Meinung sei. Die Kritik an der blinden Koalitionsdisziplin habe mit dem Amt als Vizepräsident nichts zu tun, sagt der gelernte Versicherungskaufmann.

Für seine Arbeit habe er fraktionsübergreifend stets Lob und Anerkennung erfahren. Ein Sonderstatus, den er jetzt offenbar los ist.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort