Persönlich Daniel Wilms . . . beleidigt Malu Dreyer

Im sozialen Netzwerk Facebook kann es bisweilen recht asozial zugehen. Jüngstes Beispiel ist das CDU-Mitglied Daniel Wilms (36), der es auf seine Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und ihre Behinderung abgesehen hatte. Der eifrige Facebook-Nutzer Wilms, der sich selbst vollmundig Gesundheits- und Vorsorgemanager nennt, war wegen einer Fotoserie seiner Landesmutter in der "Süddeutschen Zeitung" maßlos in Wut geraten. Sie zeigt Dreyer, die wegen Multipler Sklerose zeitweise gehbehindert ist, im Rollstuhl in lustigen Posen. Das war für den CDU-Mann offensichtlich zu viel. "Richtig ist das Dreyer damit fischen geht, um vom Filz weg zu kommen", ereiferte sich Wilms in fehlerhaftem Deutsch auf seiner Facebook-Seite.

Als empörende Kommentare folgten, widerrief der Christdemokrat nicht etwa eine womöglich unüberlegte Äußerung, sondern kam erst richtig in Fahrt. Er warf der SPD vor, sie fahre auf der "behinderten Mitleidsschiene". Dreyer solle lieber "Erwerbsminderungsrente beantragen und abtreten". Und auch noch einen Tag später legte er nach: "Ab nach Hause. Für den Hausputz reicht es noch ..." Dabei zeigte er selbst ein Bild aus der nicht so bierernst gemeinten SZ-Serie, in dem die Ministerpräsidentin einen Staubwedel in die Höhe hielt.

Langsam dämmerte es der Koblenzer CDU, dass hier ein Orkan für die rheinland-pfälzische Spitzenkandidatin Julia Klöckner nahte. Auf einer eilends einberufenen Sitzung beschloss der Vorstand des Kreisverbands, ein Parteiausschlussverfahren einzuleiten. Der Vorstand des Ortsverbands Koblenz-Süd hatte sich schon vorher von ihm als Beisitzer distanziert und trat geschlossen zurück. Gestern entschuldigte sich der Koblenzer, der in Meerbusch und Düsseldorf in die Schule ging, dann doch noch via Facebook. Wenn es nicht so zynisch klänge, könnte man sagen, einen besseren Wahlhelfer hätte Dreyer nicht finden können. Martin Kessler

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort