Das drohende Massaker

Zweitausend Kilometer liegen zwischen Srebrenica und Kobane. Und 19 Jahre. Nach dem schrecklichen Massaker an Tausenden bosnischer Männer im Jahr 1995 war der Schwur sicherlich ernst gemeint: "Nie wieder" sollte unter den Augen potenzieller Beschützer derartiges möglich sein. Doch an der syrisch-türkischen Grenze läuft es genau darauf hinaus. Türkische Soldaten beobachten, wie die Terror-Milizen vom Islamischen Staat (IS) vorrücken. Den verzweifelt Kobane verteidigenden Kurden droht das grausame Schicksal vieler Opfer zuvor: enthauptet, geschändet, versklavt zu werden.

Verständlich ist daher, dass selbst Grüne, die Wurzeln auch im Pazifismus haben, nun nach dem Militär rufen, um den IS zu stoppen. Der Westen schafft das aber nicht, die Bundeswehr schon gar nicht. Das müssen die Staaten der Region lösen. So lange die sich strategische Vorteile vom IS-Feldzug versprechen, geht das Töten weiter. Sie müssen - auch durch mehr diplomatischen Druck - begreifen, dass sie selbst schon bald einen ungeheuren Preis für das jetzige Zusehen zu zahlen haben werden.

(RP)
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