Das Flüchtlingselend schreit zum Himmel

Hunderttausend Syrer solle Deutschland aufnehmen, fordert die rheinische Landeskirche. Das entspräche etwa der Einwohnerzahl von Moers oder Remscheid. Der Appell von Präses Manfred Rekowski ist unrealistisch, weil er keine Chance auf Verwirklichung hat. Und er ignoriert die Stimmung im Land – schon gegen die paar Tausend Syrer, die bisher im Rahmen des deutschen Flüchtlingskontingents zu uns gekommen sind, gibt es massive Vorbehalte.

Trotzdem ist der Vorstoß richtig. Wer, wenn nicht die Kirchen, ist zuständig dafür, uns so ins Gewissen zu reden? Wer von den Kirchen stets durchkalkulierten Realismus verlangt, der irrt: Ihre Logik ist im besten Sinne nicht von dieser Welt; ihre Prioritäten sind andere als die der Politik. Nebenbei ist es ein gutes Zeichen, wenn die von Spardebatten gebeutelte rheinische Kirche sich wieder vernehmlich politisch zu Wort meldet. Viel zu selten geschah das zuletzt.

Der eigentliche Grund, den Präses für diesen Vorstoß zu loben, geht aber über das eigentlich Politische hinaus: Was derzeit vor den Toren Europas, auf dem Mittelmeer zum Beispiel, passiert, schreit zum Himmel. Wir sollten jedem dankbar sein, der die Debatte darüber wieder neu anstößt.

(RP)
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