Fotos Das sagen Deutschtürken zu Erdogans "Wahlempfehlung"
Hatun Öner (51), Selbstständige aus Düsseldorf: „Ich gehe wählen, weil ich nicht passiv bleiben möchte. Wir leben hier in einer Demokratie. Das möchte ich meinen Kindern und Enkeln ebenfalls hinterlassen. Wir leben hier, wir arbeiten hier, und unsere Kinder gehen hier zur Schule: Daher ist die Verbundenheit zu Deutschland deutlich größer. Die Wahlempfehlung Erdogans interessiert mich nicht und beeinflusst mich keineswegs. Diejenigen, die die Möglichkeit haben, wählen zu gehen, egal wo auf der Welt, sollten definitiv wählen gehen. Nur so kann etwas erreicht und bewegt werden.“
Ziya Yeni (28), Student der Politikwissenschaften aus Duisburg:
„Wahlen sind mir sehr wichtig. Ich möchte die Politik ein Stück weit mit meiner Stimme mitgestalten. Da ich mich am Bundestagswahltag im Ausland befinde, habe ich bereits per Briefwahl gewählt. Das Recht auf freie Wahlen ist ein Privileg der Demokratie, das nicht jeder auf der Welt besitzt. Die Einmischung von außen, also von Erdogan, ist zwar nicht in Ordnung, beruht aber auf Gegenseitigkeit. Die Bundesregierung hat beim Verfassungsreferendum in der Türkei ebenfalls eine Wahlempfehlung abgegeben. Beides ist unangemessen.“
Ercan Dogansoy (32), Sozialhelfer aus Duisburg:
„Die da draußen haben mir nichts zu sagen. Anfangs wollte ich nicht wählen gehen. Bisher habe ich immer die Linke gewählt und war von Gysi überzeugt. Doch seit er nicht mehr so aktiv ist, sehe ich keine andere Alternative. Aufgrund des Erstarkens der AfD habe ich mich nun doch entschieden, wählen zu gehen. Jeder Politiker gibt seinen Senf zu allem ab, daher sollte nicht alles auf die Goldwaage gelegt werden. Einiges kann ich zwar nachvollziehen, aber ich schaue mir immer beide Seiten der Medaille an und lasse mich nicht umorientieren. Und die anderen Wähler werden das auch nicht tun. Sie werden die Partei wählen, die sie bisher immer gewählt haben.“
Ibrahim Özhan (52), Taxifahrer aus Haan:
„Ich gehe wählen, aber ohne Überzeugung. Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Stimme etwas bewirken kann. Solange wir in einem kapitalistischen System leben, ändert sich mit dieser Wahl auch nichts. Ich betrachte es als ein großes Spiel, in dem wir mitspielen. Die Hauptakteure sind diejenigen, die die Kapitalmärkte bestimmen. Außerdem ist die zweite oder auch die dritte Generation der Deutschtürken in politischer Hinsicht immer noch nicht genug integriert. Ich denke daher, dass ihre Wahlbeteiligung nicht besonders hoch ausfallen wird.“