Persönlich Der Dalai Lama . . . überrascht mit Interview

Der wohl bekannteste Flüchtling der Welt hat sich überraschend dafür ausgesprochen, Flüchtlinge nur vorübergehend in Deutschland aufzunehmen. Mittlerweile gebe es zu viele Schutzsuchende in der Bundesrepublik, sagte der Dalai Lama (80) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Deutschland ist Deutschland. Europa und speziell Deutschland können kein arabisches Land werden. Ziel sollte es sein, dass die Flüchtlinge zurückkehren, um beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mitzuhelfen."

Diese Aussagen stießen besonders bei Asylgegnern hierzulande auf Beifall. In den sozialen Netzwerken überschlugen sich gestern Rechtskonservative, AfD-Anhänger und Skeptiker, die sich durch den Tibeter in ihren Ansichten bestätigt sahen.

Dass sich der Dalai Lama so positioniert, ist ungewöhnlich. Schließlich genießt er selbst seit über 50 Jahren indisches Asyl. Während des Tibet-Aufstandes 1959 war er von der chinesischen Armee aus seinem Sommerpalast in Lhasa vertrieben worden. Er floh damals in die nordindische Stadt Dharamsala, in der er bis heute residiert. Den Wiederaufbau Tibets begleitete Tenzin Gyatso (Mönchsname des Dalai Lama) danach aus der Ferne. Bis 2011 war er Oberhaupt der tibetischen Exil-Regierung - sein tatsächlicher Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Realität in seiner Heimat blieb aber aufgrund starker repressiver Maßnahmen Chinas begrenzt. 1989 wurde er für seinen gewaltlosen Widerstand gegen das Regime in Peking mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 2011 trat er von seinen politischen Ämtern zurück, um die Regierungsgeschäfte demokratisch legitimierten Vertretern zu überlassen.

Gyatso wurde er 1935 als Lhamo Dhondrub in einem Bauerndorf im Nordosten Tibets geboren. Im Alter von zwei Jahren erkannten Mönche in ihm die Reinkarnation des 13. Dalai Lama. Bei seiner Inthronisierung war er gerade einmal vier Jahre alt.

(RP)
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