Interview: Michail Chodorkowski Der Fall des Kreml-Gegners Chodorkowski

Wie in einem Actionfilm stürmten vor zehn Jahren vermummte Einsatzkräfte den Privatjet des Milliardärs Michail Chodorkowski. Der offizielle Vorwurf: Steuerhinterziehung. Chodorkowski war damals 40 Jahre alt und galt als der reichste Mann Russlands (geschätztes Vermögen: acht Milliarden US-Dollar), als er 2003 verhaftet wurde. Zehn Jahre später wurde er durch einen Gnadenerlass von Präsident Wladimir Putin freigelassen. Der ehemalige Chef des Ölkonzerns Yukos landete im Gefängnis, nachdem er Putin die Stirn geboten, öffentlich die zunehmende Korruption angeprangert und Oppositionsparteien finanziert hatte.

Chodorkowski wurde daraufhin in zwei Verfahren wegen Steuerbetrugs, Geldwäsche und Öldiebstahls zu einer Gesamtstrafe von 14 Jahren verurteilt, die schrittweise reduziert wurde. Der Kreml-Gegner wies die Vorwürfe als inszeniert zurück. Im Dezember 2013 kam er frei. Der Yukos-Konzern wurde 2007 nach seiner Zerschlagung und dem Verkauf der Teile aus Russlands Handelsregister gelöscht.

Die regierungstreue russische Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda" geht davon aus, dass Chodorkowski über Firmen auf internationalen Finanzplätzen heute noch ein Vermögen von bis zu zwei Milliarden US-Dollar besitzt.

2005 verabschiedete der US-Senat unter anderem mit der Stimme des heutigen US-Präsidenten Barack Obama eine Erklärung, in der er den Prozess gegen Chodorkowski als politisch kritisierte. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich 2008 bei einem Treffen mit Putin für Chodorkowskis Begnadigung aus.

(jam)
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