Der hohe Preis für eine historische Idee

Eigentlich hätten die Regierungschefs ihren Gipfel absagen müssen. Wieder hatte Athen eine Reformliste zu spät eingereicht. Wieder reicht sie nicht aus. Doch aufgeheizt, wie die Stimmung ist, hätte eine Absage Schocks an den Börsen erzeugt. So geht das griechische Drama in eine neue Runde, weil die halbstarke Regierung Tsipras genau weiß, dass Merkel - die Geschichtsbücher im Blick, Russland und die USA im Nacken - das Land nicht pleite gehen lassen wird. Europa zahlt einen hohen Preis für die Rettung einer historischen Idee.

Der hohe Preis für eine historische Idee
Foto: Ronny Hendrichs

Umso enttäuschender ist es, dass die Präsidenten von fünf EU-Institutionen gestern einen so mutlosen Reformplan für die nächsten zehn Jahre vorgelegt haben. Ihr Motiv ist zwar ehrenwert, sie wollen verhindern, dass sich Griechenland wiederholt. Doch ihre Vorschläge sparen die nötige Insolvenzordnung für Staaten aus. Und sie entmachten just jene Staaten, die für eine solide Währungsunion stehen: Weder wollen deutsche Sparer für italienische Banken haften, noch wollen sich solide Regierungen von einem spendablen europäischen Finanzminister den Kurs diktieren lassen. Die akute Griechen-Krise wird sich bis Ende Juni entscheiden, das grundsätzliche Problem der Euro-Zone bleibt weiter ungelöst.

(RP)
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