Kolumne Berliner Republik Der König von Bayern bestellt sein Haus

Horst Seehofer agiert in der Nachfolgefrage monarchisch: Er will die Macht folgenden Generationen sichern und seinen Nachfolger selbst bestimmen. Je stärker er das betreibt, desto schwächer wird er selbst.

So ein Politikerleben ist ein einziger Eiertanz: Wie äußere ich mich hier? Was entscheide ich dort? Und wie erkläre ich es dem Wähler? In diesen Disziplinen war der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer stets ein Virtuose der populären Entscheidungen. Dabei nahm er stets in Kauf, dass er von politischen Freunden und Feinden phasenweise nur bedingt ernst genommen wurde. Wenn sich die öffentliche Meinung drehte, wendete sich auch bei Seehofer oft genug das Blatt. Seit er in Bayern wieder mit absoluter Mehrheit regiert, seit anderthalb Jahren also, pflegt Seehofer zu sagen, er sei nur mit seinen Wählern in einem Bündnis.

Die große Koalition in Berlin muss diesen Politik-Ansatz ausbaden: So stellt sich Seehofer beim Bau der für die Energiewende dringend benötigten Stromtrassen quer. Seine hausinterne Macht in der CSU versucht er zu sichern, indem er gleich mehrere mögliche Nachfolger gegeneinander in Stellung bringt. Sie sollen sich bis zu seinem Abgang möglichst neutralisieren. Monarchisch behält er sich der Herrscher vor, am Ende seine Wahl zu treffen. Völlig ohne Ironie spricht man in Bayern von den Nachfolgekandidaten auch als Kronprinz oder Kronprinzessin.

Ob diese Strategie gutgeht, ist fraglich. Während die christsozialen Parlamentarier in Berlin die frühere Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner im Nachfolgekampf stärken, gilt in München der dortige Finanzminister Markus Söder als haushoher Favorit. Wenn im Ringen um Seehofers Nachfolge einer die Nerven verliert, könnte in einer offenen politischen Schlacht auch der Meister selbst schneller kippen, als er es selbst plant.

Bislang hat Seehofer zu seinem Abgang nur verkündet, dass er bei der nächsten bayerischen Landtagswahl, die in drei Jahren ansteht, nicht noch einmal antreten werde. Doch dafür hat er die Debatte um die eigene Nachfolge reichlich früh ausgerufen. Stets hat er 2015 für das wichtigste Jahr erklärt, um sich wiederum erfolgreich für das Bundestagswahljahr 2017 aufzustellen.

Inhaltlich ist es natürlich sinnvoll, sich fernab von Wahlkämpfen zu erneuern. So machen es andere Parteien auch. Eine Personaldebatte über eine ganze Wahlperiode zu führen, ist hingegen hochriskant. Der mit allen Wassern der Polit-Taktik gewaschene Seehofer weiß das. Sein am Wochenende bekannt gegebener Zeitplan, bereits im Herbst die Mannschaft für die künftigen Wahlkämpfe zusammenzustellen, muss als Hinweis verstanden werden, dass Seehofer doch nicht bis 2018 als bayerischer Ministerpräsident und CSU-Parteichef durchhalten möchte.

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(qua)
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