Kommentar Der Reform-Papst

Glasnost im Vatikan - ungefähr diese Stimmung ist es, die jetzt jeden Tag mit jedem neuen Wort des noch neuen Papstes durch die Welt getragen wird.

Der jüngste Paukenschlag ist eine Art K-8-Gipfel, bei dem acht Kardinäle aus aller Welt im Vatikan über eine Reform der Kurie beraten. Und befeuert werden die Beratungen vom Heiligen Vater, der den vatikanischen Hofstaat als Lepra des Papsttums bezeichnete.

Fast fühlt sich das an wie ein neues Konzil, dabei ist es nur die Umsetzung des Zweiten Vaticanums aus der Mitte der 60er Jahre.

Diesmal jedoch dürfte es für die Kurie ernst werden. Zwar ist Franziskus kein Liberaler; er setzt erkennbar die Theologie seines Vorgängers fort.

Aber er ist auch kein Träumer, er gilt als machtbewusst und durchsetzungsstark. Ohne rückendeckende Hausmacht wird er keine Reform in die Wirklichkeit zwingen.

Der frische Wind tut uns gut; er ist evangeliar — also eine frohe Botschaft. Doch wird man sich auch fragen müssen, wie versteinert dieser Kirchenstaat viel zu lange war, wenn wir uns schon darüber freuen dürfen, dass die Vatikanbank erstmals eine Jahresbilanz veröffentlicht.

(RP)
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