Der Staat ist ein schlechter Copilot

Im Ringen um Air Berlin hat sich die Bundesregierung wenig überzeugend verhalten. Beseelt von der Idee, einen nationalen Champion zu erschaffen, hat sie ganz auf die Lufthansa gesetzt. Angesichts anderer zweifelhafter Bieter von Utz Claassen bis Hans Rudolf Wöhrl mochte das verständlich sein, doch mit Blick auf den Wettbewerb ist es ein Problem. Die Konkurrenz am europäischen Himmel insgesamt ist zwar weiter groß, wie die Lufthansa zu Recht betont. Doch auf vielen Einzelstrecken bekommt sie zu viel Marktmacht - deshalb hat die EU die Niki-Übernahme nun verboten. Das hätte die Regierung wissen müssen. Die Lufthansa könnte dagegen von dem EU-Votum letztlich sogar profitieren. Am Ende der großen Umverteilung, wie sie in der Branche üblich ist, könnte sie einen Teil der Slots sogar bekommen, ohne Niki kaufen zu müssen.

Der Staat ist ein schlechter Copilot
Foto: Ronny Hendrichs

Für Passagiere, deren Tickets nun wertlos sind und denen erst mal weniger Flugzeuge zur Verfügung stehen, ist das Ganze ebenso ärgerlich wie für den Steuerzahler. Die Regierung räumt bereits ein, dass ein Teil des Staatskredits verloren sein dürfte. Wieder zeigt sich, dass der Staat sich aus der Neuordnung von Branchen besser heraushält. Der Handwerker in Not muss auch allein überleben - oder geht unter.

(anh)
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