Persönlich: Martin Börschel Der Undurchdringliche

Der Politiker wechselt in die Wirtschaft und rückt als Geschäftsführer an die Spitze des Kölner Stadtwerke-Konzerns. Seine eigene SPD-Fraktion ist verärgert.

Martin Börschel hat eine Eigenheit, die äußerst nützlich sein kann: Wenn er will, verzieht er keine Miene. Keine Emotion dringt dann nach außen, niemand weiß so recht, woran er ist. In Koalitionsverhandlungen verschaffte dem SPD-Politiker das durchaus Vorteile, wie ein Parteifreund erzählt. In der Fraktion aber ließ es die Genossen diese Woche ratlos und zornig zurück.

In der Sitzung am Dienstagmittag hatte Börschel lediglich erklärt, er ziehe sich aus der Fraktion zurück, um sich "künftig auf Aufgaben in Köln" zu konzentrieren. Die Fraktionskollegen gingen davon aus, er werde als Oberbürgermeisterkandidat antreten. Doch keine zwölf Stunden später ploppte eine Nachricht auf, die selbst für enge Vertraute zu diesem Zeitpunkt überraschend kam: Börschel zieht sich nicht nur aus der Landespolitik zurück - er legt alle politischen Ämter nieder. Der langjährige SPD-Fraktionschef im Kölner Stadtrat wechselt in die Wirtschaft. Ausgerechnet an die Spitze des Kölner Stadtwerke-Konzerns zieht es ihn als hauptamtlichen Geschäftsführer. Ein Posten, der mit rund 400.000 Euro dotiert ist und der neu geschaffen wird.

Der Ärger ist groß in der Fraktion, zumal der 45-jährige Jurist sogar bis vor Kurzem Interesse am Fraktionsvorsitz gezeigt hatte. "Den Fraktionsvorsitz der SPD-Landtagsfraktion sollte man schon ernst nehmen", sagt einer. Ein anderer bezeichnete das Vorgehen als "ungewöhnlich" und "befremdlich", auch weil Börsche zurzeit Stadtwerke-Aufsichtsratschef ist. Dessen Aufgabe ist es eigentlich, die Geschäftsführung auszuwählen. Davon gänzlich unbeeindruckt teilte Börschel gestern mit: "Ich freue mich, dass der Ständige Ausschuss des Aufsichtsrats mich für diese Funktion vorschlägt."

Vakant bleibt nun sein Posten als Landtagsabgeordneter. Erst im vergangenen Jahr hatte der verheiratete Vater einer Tochter seinen Wahlkreis im Kölner Norden gewonnen. Auch das nehmen sie ihm in der Fraktion übel. Börschels Verhältnis zur Landespartei war nie ungetrübt. Spätestens seit er einst gegen Hannelore Kraft opponierte, galt er vielen nicht mehr als Teamspieler.

(RP)
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