Tetovo: Bundeswehr zieht Soldaten ab Deutscher Generalinspekteur Kujat warnt Angreifer in Mazedonien

Tetovo (rpo). Nach Schüssen, die auch das deutsche KFOR-Feldlager in Tetovo trafen, hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, mögliche Angreifer in scharfer Form vor Übergriffen auf deutsche Soldaten gewarnt.

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat (Foto) , sagte am Samstag in Tetovo, die deutschen Einheiten würden die in Stellung gebrachten Waffen auch nutzen. Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) sagte, die Verlegung von Panzern nach Tetovo solle den albanischen Extremisten unmissverständlich klar machen, dass die Bundeswehr im Notfall entschlossen sei zu handeln.

Die Soldaten hätten "das Recht, sich selbst und ihre Kameraden zu verteidigen. Das werden sie entschlossen tun - falls erforderlich", sagte der Minister der "Bild am Sonntag".

Erneut Schießereien

Am Samstagabend gab es neue Schießereien am Rande von Tetovo. Auch in der Stadt wurde sporadisch gefeuert. Die mazedonische Albaner- Guerilla UCK rief zur massiven Unterstützung im Kampf gegen mazedonische Sicherheitskräfte auf. In einer Erklärung der Rebellengruppe hieß es, alle kampffähigen albanischen Bürger Mazedoniens sollten Wege finden, um sich der "Nationalen Befreiungsarmee" UCK anzuschließen. Albaner machen nach offiziellen Angaben 23 Prozent der Bevölkerung Mazedoniens aus.

Kujat machte sich in der mazedonischen Stadt ein Bild der Lage. Er sei nicht bereit hinzunehmen, "dass auch nur einem Soldaten ein Haar gekrümmt wird", sagte Kujat. "Für mich ist es völlig unerheblich, ob dies absichtlich oder unabsichtlich passiert." Der Generalinspekteur bestätigte örtliche Einschätzungen, wonach es sich bei den auf einem nahen Berg verschanzten Rebellen der so genannten albanischen Nationalen Befreiungsarmee (UCK) um "sehr gut ausgerüstete, sehr gut ausgebildete und sehr gut geführte Leute" handelt. Kujat sagte zu einem möglichen KFOR-Einsatz in Mazedonien: Die Kosovo-Friedenstruppe KFOR "hat nicht den Auftrag, diese Region zu stabilisieren".

Deutsche Truppen mit Leopard Panzern verstärkt

Die deutschen KFOR-Truppen in Tetovo, die den Nachschub für ihre Kameraden im Kosovo organisieren, wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums durch "Leopard"-Kampfpanzer und "Marder"- Schützenpanzer verstärkt. Die Panzer waren zuvor im Kosovo stationiert. Der Wehrexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Paul Breuer, begrüßte die Entscheidung Scharpings und warnte davor, die Situation zu unterschätzen. Der in Berlin erscheinenden "B.Z. am Sonntag" sagte er: "Man muss immer damit rechnen, dass ein Soldat stirbt."

In der Nacht zum Samstag wurde etwa die Hälfte der 1 200 Bundeswehrsoldaten aus Tetovo in ein sichereres Feldlager in etwa acht Kilometer Entfernung verlegt. In Tetovo sagte KFOR-Sprecher Arne Pollei, außerdem seien auf dem nahen Berg und mazedonischen Truppenübungsplatz Jerebino Artilleriestellungen errichtet worden.

Scharping: Sicherheit der Soldaten gewährleistet

Die UCK liefert sich seit Wochenmitte heftige Gefechte mit mazedonischen Sicherheitskräften bei Tetovo an der Grenze zum Kosovo. Die deutsche KFOR-Einheit war in Tetovo in ihrer gemeinsam mit mazedonischen Soldaten genutzten Kaserne erstmals beschossen worden. Die Schüsse auf das Armeelager wurden am Freitagabend nach Polleis Angaben aus der Stadt heraus abgegeben. Dort gebe es bewaffnete Personen. Zwei Zivilisten seien aus Häusern heraus erschossen worden.

Scharping sagte, die Sicherheit der Soldaten werde gewährleistet. Unterdessen stritten die rot-grüne Bundesregierung und die Opposition über die Zulagen für Bundeswehrsoldaten in dem Krisengebiet. CDU-Vize Volker Rühe und der Bundeswehrverband forderten die Bundesregierung nach dem Ausbruch der Kämpfe in Mazedonien zu verstärktem Engagement auf dem Balkan auf. Gefechte in Mazedonien dauern an QTime | Real | Winmedia

Die NATO äußerte sich trotz der Eskalation der Gewalt zurückhaltend. Ein NATO-Sprecher sagte in Brüssel: "Wir haben keine Kampftruppen in Mazedonien". Das Mandat der unter NATO-Kommando stehenden Friedenstruppe KFOR beziehe sich nur auf das Kosovo.

Bei den Kämpfen in den Außenbezirken der Stadt Tetovo sind nach UCK-Angaben elf Angehörige der Sicherheitskräfte getötet und 18 verletzt worden. Die UCK gab an, in ihren Reihen habe es keine Opfer gegeben. Dagegen hat sich die Lage in der serbischen Grenzregion zum Kosovo, wo ein Waffenstillstand gilt, vorerst beruhigt.

(RPO Archiv)
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