Fischer: Die Zeit ist gekommen Deutschland nimmt diplomatische Beziehungen zu Nordkorea auf

Tokio/Hiroschima (dpa). Deutschland wird in Kürze erstmalig diplomatische Beziehungen zu Nordkorea aufnehmen. Einen genauen Zeitplan gebe es allerdings noch nicht, sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer am Dienstag in Tokio. "Prinzipiell ist die Entscheidung aber gefallen." Japan habe diesen Plan sehr begrüßt, sagte Fischer nach seinen Gesprächen mit seinem japanischen Amtskollegen Johey Kono und dem japanischen Ministerpräsidenten Yoshiro Mori. "Die Zeit für einen solchen Schritt ist gekommen."

Besorgt zeigte sich Fischer allerdings von der angedrohten Ausweisung des deutschen Arztes Norbert Vollertsten aus Nordkorea. "Das ist kein Signal in die richtige Richtung." Vollertsten, der für die Hilfsorganisation Cap Anamur in Nordkorea ist, hatte erfahren, dass die nordkoreanischen Behörden wegen "Disziplinverstoßes" sein Visum vorerst nicht verlängern wollen. Das Auswärtige Amt hat mit der nordkoreanischen Vertretung in Berlin Gespräche aufgenommen.

Fischer besuchte im Rahmen seiner Japanreise am Dienstag als erster deutscher Außenminister und einer der wenigen westlichen Politiker überhaupt die Stadt Hiroschima und ihr Atombombenmuseum. "Mein Gang durch das Museum war beeindruckend und erschütternd", sagte er. In das Gästebuch schrieb er: "Den Lebenden zur Mahnung, den Toten zum Gedächtnis." Hiroschima war vor 55 Jahren von der ersten als Waffe eingesetzten Atombombe zerstört worden. "Hier wird klar, wie tödlich die nukleare Waffe ist", sagte der Minister. Ähnliches dürfe sich nicht wiederholen. "Die Botschaft muss eine Friedensbotschaft sein."

Die Gespräche in Japan bezeichnete Fischer als äußert kooperativ und ergiebig. "Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind ausgezeichnet", sagte er. Man habe sich über die Lage in Jugoslawien, über die Situation auf der koreanischen Halbinsel, über Indonesien und auch über Wirtschaftsfragen unterhalten.

Eine stärkere Zusammenarbeit wurde im Zusammenhang mit den Reformen der Vereinten Nationen beschlossen. Beide Länder streben seit langem einen Sitz im Weltsicherheitsrat an. Bereits am Montag hatten Deutschland und Japan eine verstärkte Kooperation bei Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen vereinbart. Beide Länder forderten einen sofortigen Beginn der Verhandlungen über einen Vertrag über das Verbot der Produktion von spaltbarem Material für den Bau von Kernwaffen.

Fischer trifft ab diesem Mittwoch in Seoul mit dem südkoreanischen Staatspräsidenten Kim Dae-Jung zusammen. Am Donnerstag besucht er Indonesien, am Freitag als letzte Station seiner Asienreise Singapur.

(RPO Archiv)
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