Fotos 15 Reizfiguren in der Politik
Mit Roland Kochs Rückzug wird es in der deutschen Politik eintöniger. Nach Kollegen, die ähnlich polarisieren wie der Noch-Ministerpräsident, muss man inzwischen regelrecht fahnden. Die meisten sind ausgestiegen, die Szene wird stromlinienförmig. Eine Spurensuche.
Oskar Lafontaine, Linke. Aus gesundheitlichen Gründen zieht er sich zurück in die Landespolitik. Mit seinem rhetorischen Talent konnte er begeistern, mit seinen Thesen brachte er gelegentlich weite Teile der Öffentlichkeit gegen sich auf.
Jörg Schönbohm, CDU. Einer der letzten beinharten Konservativen, der auch innerhalb der Partei aneckte. In seinen Reden forderte er immer wieder eine christliche Leitkultur für Deutschland.
Joschka Fischer, Grüne. Der ehemalige Straßenkämpfer trieb Konservativen oft die Zornesröte ins Gesicht. Zuletzt stritt Fischer überwiegend mit der eigenen Partei.
Gerhard Schröder, SPD. Was für Fischer gilt, gilt auch für den ehemaligen Kanzler. Er konnte begeistern, hatte ein Gespür für Stimmungen und nutzte sie meist auch für seine Zwecke. Gegner beschimpften ihn als Demagogen.
Günther Oettinger, CDU wurde in seiner Partei in besseren Tagen als politisches Schwergewicht mit klaren wirtschaftsliberalen Überzeugungen angesehen. Er sparte selten mit Kritik in Richtung Berlin, wenn er mit den Plänen der Bundesregierung nicht einverstanden war. Angela Merkel entsorgte ihn nach Brüssel.
Friedrich Merz gilt ebenfalls als Ordo-Liberaler und als Merkel-Opfer. Der ehemalige Unionspolitiker plädierte immer für wirtschaftliche Freiheit und eine klare Steuerpolitik. Politische Eiertänze waren nicht sein Ding.
Peer Steinbrück, SPD, hat sich in der eigenen Partei und oftmals auch auf internationalem Parkett selten zurückgehalten und dafür oftmals beißende Kritik einstecken müssen.
Wolfgang Clement, ehemaliges SPD-Alphatier verschreckte oftmals die eigene Partei mit wirtschaftsfreundlichen Forderungen. Der ehemalige Journalist entwickelte dabei zunehmend Eigensinn, den zum Schluss viele nur noch als schrullig empfanden. Im November 2008 trat er aus der SPD aus.
Wer in Zukunft ähnlich polarisieren und anecken kann wie die bisher Genannten, ist bisher nur zu erahnen. Als aussichtsreicher Kandidat gilt Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus, (CDU) einem bekennenden Raubein und Fan von Franz-Josef Strauß.
Möglicherweise kann sich auch Kochs Nachfolger Volker Bouffier soviel Gewicht in der Union erarbeiten, um weiterhin als Hardliner zu punkten. Ob er sich bei seinem bevorstehenden Rollenwechsel vom Innenminister zum Ministepräsidenten politisch selbst entschärft, ist offen. Bisher gilt er als stramm Konservativer.
Als echte Reizfigur hat sich seit Beginn von Schwarz-Gelb auf jeden Fall FDP-Chef Guido Westerwelle entpuppt. Ob seine Hartz-IV-Schelte nur ein Ausflug ins populistische Fach war oder nicht, muss die Zukunft zeigen.
Eine Liga niedriger, aber auffallend konfliktfreudig und auch als Gefahr für die eigene Partei zeigt sich gerne immer mal wieder Schleswig-Holsteins FDP-Chef Wolfgang Kubicki. Zuletzt machte er öffentlich Fraktionschefin Birgit Homburger für die Partei-Misere mitverantwortlich.
Helmut Schmidt, SPD. Noch so ein Altkanzler der Sozialdemokraten, der mit der eigenen Partei haderte. Beim Nato-Doppelbeschluss bezog er die Gegenposition zur Basis der Sozialdemokratie. Im Bundestag lieferte er sich mit CSU-Chef Strauss seiner Kodder-Schnauze einmalige Duelle.
Last but not least: CSU-Ikone Franz-Josef Strauß darf in dieser Aufzählung nicht fehlen. An provokativen Analysen, eigenständigen Positionen und polemischer Schärfe hat er nie etwas vermissen lassen.