AfD Luckes Schicksal droht auch Petry

Meinung | Berlin · Es sah so aus, als hätten die Funktionäre der rechtspopulistischen AfD etwas aus alten Fehlern gelernt. Doch dieses Bild muss schon wieder korrigiert werden. Frauke Petry bekommt den offen rassistisch agierenden rechtskonservativen Flügel nicht unter Kontrolle.

 Und wieder gibt es Ärger: Lucke, Höcke.

Und wieder gibt es Ärger: Lucke, Höcke.

Foto: dpa, rje kno jai

Allen voran den thüringischen Landesvorsitzenden Björn Höcke. Der hatte zuletzt mit seinen kruden Äußerungen zur "Reproduktionsstrategie" von Afrikanern provoziert und sich einen Rüffel von Petry und gemäßigten Landesvorsitzenden eingeholt — auch weil Höcke der rechtsextremen französischen Partei Front National zum guten Abschneiden bei der Regionalwahl gratuliert hatte. Der Streit eskaliert, öffentlich.

Doch nun droht Petry dasselbe Schicksal zu ereilen, das sie ihrem Vorgänger Bernd Lucke einst bereitet hatte. Für den eigenen Aufstieg hatte der eurokritische und wirtschaftsliberale AfD-Mitbegründer die Gegner einer offenen Einwanderungspolitik in der AfD gewähren lassen, bekam sie aber nach zunehmender Radikalisierung und Verbreitung in der Partei am Ende nicht mehr in den Griff. Petry war es, die sich zur Speerspitze der Bewegung machte und Lucke demütigend aus der Partei drängte.

Und jetzt bekommt sie erste Austrittsforderungen aus den eigenen Reihen an den Kopf geworfen. Das zeigt eins: Die beim Parteitag in Hannover vorgegaukelte Einigkeit in der Partei ist nicht vorhanden, rechte Kräfte um Höcke, Bundes-Vize Alexander Gauland und Sachsen-Anhalts Landeschef André Poggenburg werden auf Dauer nicht kleinbeigeben.

Der Riss in der AfD zwischen enttäuschten Konservativen, Rechtspopulisten und Rechtsradikalen wird größer. Und wenn es der Bundesvorstand wie vergangene Woche nicht schafft, trotz vieler Unterstützer in westdeutschen Landesverbänden, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Aufpeitscher Höcke durchzusetzen, scheint das Ausweiten des Risses zu einer Spaltung nicht aufhaltbar.

(dreb)
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