Lucke droht mit Rückzug AfD dementiert Kontakt zu Putin

Berlin · Parteichef Bernd Lucke droht mit Rückzug. Offenbar will er aber nur Druck erzeugen, um die Leitung allein auf sich konzentrieren zu können. Berichte über Putins Plan, sich die Gunst der AfD zu erkaufen, weist die Partei zurück. Es gebe keine Goldgeschäfte mit Russland.

 AfD-Chef Bernd Lucke kämpft um seine Position.

AfD-Chef Bernd Lucke kämpft um seine Position.

Foto: dpa, wk lre fux lof

Beinharte Konflikte spielten sich bei der Alternative für Deutschland (AfD) bislang vor allem in den Landesverbänden ab. Nun hat der Machtkampf auch die Bundesspitze erreicht. Parteichef Bernd Lucke dementierte zwar, dass er mit seinem Rücktritt gedroht habe, um die Führungsstruktur auf sich zuschneiden zu können. Wenig später bestätigte sein Vize Hans-Olaf Henkel aber, dass das Zugpferd Lucke genau das erreichen will.

"Mir geht es wirklich nicht um Macht, sondern darum, dass ich ab und zu auch mal wieder Zeit für meine Familie habe", beteuerte Lucke in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", nachdem er ausdrücklich erklärt hatte: "Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich noch einmal antreten werde." Zugleich stellte er einen Zusammenhang her zwischen dem "erdrückenden Arbeitspensum", von dem er entlastet werden müsse, und den "schwerfälligen und koordinierungsintensiven Führungsstrukturen". Für ihn steht deshalb eindeutig fest: "Eine Partei unserer Größe kann nicht durch drei ehrenamtliche Vorsitzende geführt werden."

Das ist eine unverhüllte Kampfansage an seine derzeitigen Mit-Sprecher Konrad Adam und Frauke Petry. Die reagierten umgehend und unterstrichen, das bisherige Führungsmodell habe sich bewährt. Petry wies auch Luckes Versuche zurück, in dieser Strukturfrage eine Entscheidung zu erzwingen, indem er sie mit persönlichen Plänen verknüpfe. Komme es zu einer Doppelspitze, werde sie kandidieren. Zuvor hatte sich Petry entschieden gegen die "One-Man-Show", also eine allein auf Lucke konzentrierte Wahrnehmung der AfD in der Öffentlichkeit, ausgesprochen. "Es tut keiner Organisation auf die Dauer gut, wenn alles auf eine Person ausgerichtet ist", unterstrich Petry.

AfD-Vize Alexander Gauland verschärfte den Machtkampf, indem er Lucke vorwarf, als "Kontrollfreak" in jeden Landesverband hineinregieren zu wollen. Ihn störe, dass Lucke alleiniger Parteichef werden wolle. Lucke bestätigte, dass er sich "in vieles einschalten" müsse, und begründete das damit, dass es in seiner Partei "sonst drunter und drüber ginge".

Russland-Versteher Gauland setzt eigene Akzente

Drunter und drüber geht es schon lange. Zuletzt beklagte AfD-Vize Henkel die ausufernden Streitigkeiten mit parteiinternen "Verschwörungstheoretikern". Auch Lucke griff das Thema jetzt noch einmal auf, indem er bedauerte, dass "leider auch notorische Nörgler und Wichtigtuer" von neuen Parteien angezogen würden. Ein hessischer Grünen-Mitgründer habe ihm bestätigt: "Weißt du, Lucke, das ist immer so - bei einer neuen Partei gibt es erst einmal zehn bis 20 Prozent Verrückte." Die AfD setze aber nicht auf einen Rausschmiss dieser Personen, sondern - so Lucke - auf eine "Selbstselektion": Wer abseitige Vorstellungen verfolge, werde irgendwann feststellen, dass er mit seinen Anliegen bei der AfD nicht richtig aufgehoben sei.

Eine klare Vorstellung vermittelt die AfD aber gerade bei dem größten Tummelfeld für Verschwörungstheoretiker nicht: Während Lucke und Henkel Sanktionen gegen Russland in der Ukraine-Krise befürworteten, lehnte Gauland diesen Kurs strikt ab. Am Wochenende soll er Gast einer Pro-Putin-Veranstaltung in Berlin gewesen sein. Daraufhin entstand eine Berichterstattung, wonach der russische Präsident angeblich Einfluss auf die AfD zu nehmen versucht, indem er die Partei bei ihren Goldverkäufen unterstützen oder ihr günstige Kredite zukommen lassen will.

Die AfD versicherte, es existierten keinerlei Kontakte zu politischen Parteien, Organisationen und Kreditinstituten in Russland. Auch im Goldshop der AfD gebe es "keine geschäftliche Beziehung mit Russland". Mit dem Verkauf von Gold versucht die AfD derzeit, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, um auf diese Weise auch ihren Anteil an der staatlichen Parteienfinanzierung zu erhöhen.

In der Partei ist es ein offenes Geheimnis, dass Lucke den Zeitaufwand seines Brüsseler Mandats als Europa-Abgeordneter unterschätzt hat und deshalb in Deutschland weniger präsent ist. Er will deshalb einen hauptamtlichen politischen Generalsekretär installieren. Und dieser könne eben nicht drei Vorsitzenden verpflichtet sein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort