AfD-Führungsstreit Petry startet Frontalangriff gegen Lucke

Berlin · Der Zwist in der AfD scheint kein Ende finden zu wollen: Im Streit um die Führung und die Ausrichtung der Alternative für Deutschland hat die Ko-Vorsitzende Frauke Petry in einer Reihe von Interviews scharf gegen Parteigründer Bernd Lucke geschossen.

AfD-Frau Frauke Petry – jung, weiblich, populistisch
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Das ist Frauke Petry

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Foto: dpa, spf pil tmk

Im "Handelsblatt" vom Freitag warf die zum konservativ-nationalliberalen Flügel zählende Petry ihrem Konkurrenten mangelnde Führungsqualität vor. Lucke fehle in Streitfragen die Fähigkeit zum Kompromiss, sagte Petry.

"Für ihn bedeutet Kompromiss, wenn er seine Position durchsetzt und der andere nachgibt", sagte die Chefin der Sachsen-AfD. "Und diese Kompromisslosigkeit hat die Partei in den vergangenen Monaten nicht stärker, sondern schwächer gemacht." Petry kritisierte mit Blick auf eine E-Mail Luckes an alle AfD-Mitglieder zudem Alleingänge des Parteigründers, der sich als Vertreter des wirtschaftsliberalen Flügels der AfD sieht.

Lucke hatte in dem Rundschreiben dem rechtsnationalen Flügel der AfD das Verlassen der Partei nahegelegt. In der Abspaltung sehe er die einzige Möglichkeit, die Partei zu retten, schrieb er.

Petry warf Lucke in der Online-Ausgabe der "Welt" vom Freitag vor, "Andersdenkende schlichtweg ins rechtsradikale Lager abzuschieben". Lucke habe noch nicht verstanden, dass es zum Wesen der Parteiarbeit gehöre, die verschiedenen Strömungen zu integrieren. "Hier wird er noch an sich arbeiten müssen", sagte sie.

Petry: Lucke darf seinen Einfluss nicht überschätzen

Petry warnte Lucke zudem in der "Bild"-Zeitung davor, seinen Einfluss in der Partei zu überschätzen und ihr seinen Kurs aufzwingen zu wollen. Wenn Lucke die AfD wirklich vor die Wahl stellen wolle, seiner Linie zu folgen oder ihn zu verlieren, so hoffe sie, "dass Bernd Lucke sich die Sache noch einmal gut überlegt". Nötig sei jedenfalls, dass er "bald Klarheit schafft". "Je länger der Schwebezustand andauert, umso schlimmer ist es für die, die gehen - und auch für die, die zurückbleiben", warnte Petry.

Die Ko-Vorsitzende betonte in dem Interview, dass sie selbst weiterhin zur Zusammenarbeit bereit und immer noch überzeugt davon sei, dass sie sich mit Lucke gut ergänze. Sie habe aber den Eindruck, dass Lucke die Spannungen, die durch die neue programmatische Breite der AfD entstünden, "für nicht mehr zu beherrschen hält und deshalb eine Art Notbremse ziehen will".

Zugleich widersprach Petry Luckes Darstellung, die AfD sei gespalten in einen wirtschaftsliberalen und einen radikal systemkritischen Flügel: "Bernd Lucke ist da einem Missverständnis aufgesessen. Diese Zweiteilung zwischen den angeblich Gemäßigt-Vernünftigen und Radikalos gibt es gar nicht, das ist nichts anderes als ein Phantom." Es gebe allerdings "Debatten darüber, wie wir uns strategisch aufstellen sollen". Petry räumte ein, dass Lucke und sie selbst "sinnbildlich für zwei verschiedene Führungsstile und Strategien" stünden. Letztlich müsse die Partei entscheiden, welchen Weg sie für richtig halte.

Entschieden wird der Richtungsstreit voraussichtlich auf dem Parteitag Mitte Juni in Kassel, auf dem die dreiköpfige Parteispitze von einem alleinigen Vorsitzenden abgelöst werden soll.

(AFP)
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