AfD-Bundesparteitag Bernd Lucke wird wüst beschimpft

Essen · Seit Wochen schwelt ein Führungstreit in der "Alternative für Deutschland". In angespannter Atmosphäre hat am Samstag nun der außerordentliche Bundesparteitag in Essen begonnen. In der Partei tobt ein erbitterter Machtkampf zwischen dem liberalen und dem rechten Flügel.

 Der Afd-Vorsitzende Bernd Lucke und seine Stellvertreterin Frauke Petry sind in Essen beim Parteitag der AfD auf dem Podium zu sehen.

Der Afd-Vorsitzende Bernd Lucke und seine Stellvertreterin Frauke Petry sind in Essen beim Parteitag der AfD auf dem Podium zu sehen.

Foto: dpa, fg cul

Zum Auftakt des Parteitages gab es gleich ein beinhartes Aufeinanderprallen zwischen Bernd Lucke und seiner Rivalin Frauke Petry. Um es vorweg zu nehmen: Die Sächsin schien für die anstehende Kampfabstimmung im Stil eines Showdown um den künftigen AfD-Vorsitz bei mehreren tausend Delegierten vorne zu liegen. Lucke, der vor Petry zur Eröffnung sprach, hatte gerade sein "Liebe Parteifreunde" ausgesprochen, als ein Hassvulkan ausbrach: "Arschloch", "Kameradenschwein" - das war der gröbste verbale Unflat gegen den 52 Jahre alten Volkswirtschaftsprofessor und Europaabgeordneten. Es folgten Pfiffe und Buhrufe sowie hitzige Forderungen im Stakkato-Format wie "Er muss raus."

Luckes innerparteiliche Gegner, offenbar gut organisiert durch die Anhänger seiner um zehn Jahre jüngeren Widersacherin Petry, zeigten dem bisherigen Kopf der jungen Partei, dass sie ihn nicht nur ablehnen, sondern sogar verachten. Den Grund dafür formulierte Petry in ihren ungemein geschickt komponierten Antworten natürlich nicht plump und vulgär, vielmehr mit diabolischer List: Einerseits bedankte sich Petry bei Lucke für die bisherige Zusammenarbeit im Vorstand, auch sprach sie ihn mehrmals mit "Du, Bernd" freundlich guckend an, andererseits sagte sie unter starkem Applaus bissig, wie es kaum bissiger geht: Einige in der AfD als rechts zu diffamieren, sei genau die Klimavergiftung, mit der die etablierten Parteien unsere Arbeit von Anfang an zu verunglimpfen versuchten."

Petry setzte nach, ohne Lucke und seine Unterstützer namentlich zu nennen: Es sei fatal, genau mit diesen unscharfen Kampfbegriffen innerparteilich punkten zu wollen. Die AfD dürfe nicht mit dem ausgedienten Vokabular der etablierten Parteien weitermachen. Dann setzte es noch diesen Hieb Petrys gegen Lucke: "Viele von uns, leider auch in der Führung, laufen in diese Falle der Etablierten." Der Saal jubelte der zierlichen, blitzgescheiten Frau zu.

Lucke seinerseits hatte provokatorischen Mut bewiesen, weil er am weißen Oberhemd den Anstecker des von ihm ins Leben gerufenen "Weckruf 2015" trug. Der "Weckruf 2015" sei kein Signal der Ausgrenzung anderer AfD-Mitglieder, sondern die Einladung zum Gespräch. Als Lucke das so aussprach, brach höhnisches Gelächter bei gut der Hälfte der Delegierten aus. Sie werfen dem Professor, der gerne alleiniger Parteichef werden will so wie die Chemikerin Petry auch, parteischädigendes Verhalten vor.

Lucke gab nicht nach und konterte scharf: Sein Weckruf wolle auf gefährliche, er meinte: rechtslastige, antiwestliche, ausländerfeindliche Äußerungen in einzelnen AfD-Landesverbänden aufmerksam machen und nicht untätig bleiben. Er rief diesmal unter starkem Beifall der Delegiertenmehrheit in die schwül-heiße Grugahalle: "Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus dürfen in unseren Reihen so wenig Platz haben wie Linksradikalismus und anti-westliche Vorstellungen."

(mc)
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