SPD-Spitzenkandidat bei Europawahl Angekommen - Martin Schulz geht in Würselen wählen

Würselen · Wahlkampf mit Vollgas: Martin Schulz im Fernsehen, in den Zeitungen, in Europa. Nach einer langen Reise ist er in Würselen angekommen. Hier ist er "der Martin" und der geht wählen.

Europawahl 2014: Martin Schulz wählt in Würselen
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Europawahl 2014: Martin Schulz wählt in Würselen

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Es war ein langer Weg. Jetzt ist Martin Schulz angekommen: Zu Hause in Würselen, in der Siedlung Teut, im katholischen Pfarrheim St. Pius, Ahornstraße. Der sozialdemokratische Spitzenkandidat wählt. Äußerlich entspannt wirkend schlendert er mit seiner Frau Inge bei Sonnenschein zum Pfarrheim und stellt sich dort in die Schlange. Es ist viel los. Schulz geht von einer steigenden Wahlbeteiligung aus: "Wir haben in den letzten Tagen noch mal richtig Rückenwind gespürt." Die SPD werde deutlich besser abschneiden als bei den letzten Europawahlen.

Den Vorabend hat er mit seiner Frau verbracht. "Da haben wir mal wieder ein bisschen Zeit für uns gehabt", sagt Schulz. Am Morgen ein ausgiebiges Frühstück, später wird es noch einen Kaffee geben, Mittagessen - und dann geht es schon wieder los nach Berlin, später nach Brüssel. Ein alter Herr schüttelt Schulz im Wahllokal innig die Hand: "Alles Gute mein Freund", sagt er.

Zu Hause in Würselen haben ihn seine Mitstreiter im Wahlkampf vermisst. "Martin Schulz war jeden Tag im Fernsehen, in der Presse, aber nicht bei uns auf der Straße", hatte Schulz persönlicher Referent im Europabüro, Herbert Hansen, gesagt. Da schwang auch ein bisschen Stolz mit. Junge Wahlkampfhelfer schnitten Schulz Konterfrei aus Wahlplakaten aus, machten einen Gummi dran, setzten sich den Schulz aus Pappe auf die Nase und machten damit Wahlkampf.

Draußen in der Welt ist Schulz der Präsident des Europaparlaments, in Würselen ist er "der Martin". Der Erdverbundene, der natürlich zur Karnevalssitzung der Würselener "Au Ülle" (Alte Eulen) geht - wenns irgendwie geht -, mit "Freund und Feind" auf der Straße spricht und natürlich auch beim Traditionsfest den "Jungenspielen" dabei ist - und: Der Platt wie seine Muttersprache spricht. Aber in den letzten Monaten haben selbst Leute wie Martina Schillings "den Martin" mehr im Fernsehen und in den Zeitungen gesehen als in Würselen.

Schillings hat jetzt die Buchhandlung, die früher "dem Martin" gehörte, als er noch Buchhändler war. Sie hat bei ihm die Ausbildung gemacht, genau in diesem Buchladen, mit diesen Regalen und dieser Theke. Fast schon legendär. In den letzten Wochen waren immer wieder Medienleute in der Stadt aufgetaucht. Sie wollten die Buchhandlung sehen. Zum Schluss war sogar einer aus Schweden da und wollte auch mal hören, wie denn der Schulz so ist. Aber da kann die Frau ganz schmallippig werden.

Wie ein Sprinter auf einer Marathonstrecke hatte Schulz in den letzten Monaten gewirkt: Interviews, Talkrunden, Fernsehauftritte. Wahlkampf an 150 Orten in Europa, sagte die SPD. Er sprach vor 100 000 Menschen über ein besseres Europa über ein soziales Europa. Zehntausende Kilometer legte er zurück - Madrid, Warschau. Rom, Paris, Bukarest, Wien, Helsinki und viele Städte mehr.

Am Samstag kam er in Aachen an, der Nachbarstadt von Würselen: offizieller Wahlkampfabschluss der SPD mit nach Angaben der Partei 2500 Besuchern - auf dem Katschhof zwischen Dom und Rathaus war noch Luft. Schulz sprach von verlorenem Vertrauen der Menschen in Europa.

Von der Notwendigkeit eines gerechteren Europas. Davon, dass nicht mehr die Milliarden von Spekulanten und Banken den Ton angeben dürfen, sondern und dass es um das Geld der Bürger gehen müsse. Er sprach von Europa als Friedensprojekt. Vollgas bis zuletzt.

(lnw)
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