Kanzlerin beim Fastenbrechen Merkel: Islam gehört "offenkundig" zu Deutschland

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zu mehr Offenheit im Umgang mit anderen Religionen und Kulturen aufgerufen. Dass der Islam zu Deutschland gehöre, sei "offenkundig", so die Kanzlerin.

Angela Merkel besuchte das muslimische Fastenbrechen in der Villa Borsig, dem Gästehaus des Auswärtigen-Amtes in Berlin-Tegel.

Angela Merkel besuchte das muslimische Fastenbrechen in der Villa Borsig, dem Gästehaus des Auswärtigen-Amtes in Berlin-Tegel.

Foto: afp, apr

Es gehe darum, "offene Augen und Ohren zu haben für die Ansichten und Meinungen der Anderen, ohne die eigenen Wurzeln zu leugnen und Unterschiede zu vergessen", sagte Merkel am Dienstagabend in Berlin. "Im Gegenteil, erst die Vielfalt bereichert uns."

Zugleich betonte sie, es sei "offenkundig", dass der Islam inzwischen unzweifelhaft zu Deutschland gehöre. Sie äußerte sich beim muslimischen Fastenbrechen in der Villa Borsig, dem Gästehaus des Auswärtigen-Amtes in Berlin-Tegel.

Aus Abschottung und Unkenntnis erwachse allzu leicht Intoleranz, die am Ende zu Hass und Gewalt führen könne. Übergriffe auf Gläubige und ihre Gotteshäuser "richten sich gegen uns alle", so die Bundeskanzlerin. Sie seien ein Anschlag auf die Glaubensfreiheit.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD)
verurteilte ebenfalls den Terror im Namen von Religionen. Im Jahr 2015 gehöre es zur "traurigen Realität, dass Synagogen, Moscheen und Kirchen Ziel von Anschlägen wurden", sagte die Staatsministerin. Vor allem Phänomene wie Antisemitismus und Islamfeindlichkeit nähmen zu.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm, ermunterte dazu, "die grundlegenden Werte und Übereinkünfte, die unser Gemeinwesen prägen, zu stärken und zu befördern". Entscheidend für eine Gesellschaft sei nicht, dass alle Menschen dieselben Beweggründe, inneren Überzeugungen und Haltungen hätten. Entscheidend sei vielmehr, dass die Vielfalt nicht zur Quelle von Hass und Gewalt werde, sondern den Keim für Toleranz und Versöhnung in sich trage.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, verurteilte die Anschläge auf Asylbewerberunterkünfte. Die Stimmungsmache gegen Flüchtlinge sei "leider auf fruchtbaren Boden gefallen", so Schuster. Es sei furchtbar und absolut inakzeptabel, wenn Menschen ein solcher Hass entgegenschlage. Die fremdenfeindliche, islamophobe und antisemtische Stimmung sei "mehr als besorgniserregend".

Die Sprecherin des Koordinationsrats der Muslimen (KRM), Nurhan Soykan, bezeichnete die muslimischen Religionsgemeinschaften als ein "Bollwerk gegen Radikalisierung". Sie bauten Brücken zu anderen Gesellschaftsgruppen. Muslime seien bereit, Verantwortung für Deutschland zu übernehmen, "denn Deutschland ist unser Heimatland", so Soykan.

Bundestagspräsident Norbert Lammert, der an einem Empfang der Islamischen Gemeinschaft der schiitschen Gemeinden teilnahm, betonte, die moderne Gesellschaft brauche für ihren Zusammenhalt "die Kultur im Sinne einer Orientierung". Mit seiner Teilnahme am Fastenbrechen wolle er ein Zeichen für eine tolerante demokratische Gesellschaft setzen.

Der muslimische Fastenmonat Ramadan findet dieses Jahr vom 18. Juni bis 16. Juli statt. Traditionell wird das Fasten nach dem Abendgebet mit dem gemeinschaftlichen Mahl, auf Arabisch Iftar, gebrochen.

(KNA)
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