Angela Merkel empfängt Nicolas Sarkozy Das Comeback von "Merkozy" elektrisiert Frankreich

Paris · Genaugenommen traf sich die Bundeskanzlerin an diesem Freitag mit einem Privatmann. Doch dass Frankreichs ehemaliger Präsident Nicolas Sarkozy seinen politischen Ehrgeiz kaum noch unter Kontrolle halten kann, pfeifen in Paris längst die Spatzen von den Dächern. Sein Comeback käme Merkel vermutlich nicht ungelegen.

Angela Merkel plaudert mit Nicolas Sarkozy
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Foto: dpa, guido bergmann htf

Am Freitag hab es die erhofften Bilder. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfing mit freundlicher Geste Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy im Kanzleramt - den Erzrivalen des amtierenden Staatschefs François Hollande. Über Inhalte des Gesprächs wurde Vertraulichkeit vereinbart, wie eine Regierungssprecherin mitteilte. Die Kanzlerin habe Hollande über das Treffen informiert.

Doch auch ohne offizielle Stellungnahmen war das Treffen für Sarkozy wohl aus gleich mehreren Gründen höchst erfreulich. Auch wenn er es nicht offen sagt, gilt es den meisten Franzosen als sicher: Der 59-Jährige bastelt an einem Comeback und an der Rückeroberung des Elysée-Palasts. Termine wie der mit Merkel liefern schöne Bilder für die französische Öffentlichkeit - und verleihen ihm staatsmännischen Glanz.

Spekulationen heizt er genüsslich an

In den letzten Monaten hat Sarkozy, im Mai 2012 seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande unterlegen, immer stärker signalisiert, dass er eine Rückkehr in die Politik anstrebt. Allzu weit vorwagen will sich der Vollblutpolitiker aber nicht, bis zu den Präsidentschaftswahlen 2017 ist es noch lange hin. Und so setzt Sarkozy bei seinen häufiger werdenden Auftritten auf eindeutig zweideutige Botschaften - und heizt genüsslich die Spekulationen um sein Comeback an.

Ende Januar etwa war der Ex-Staatschef an der französischen Atlantikküste unterwegs, einem Bürgermeister und Parteifreund verlieh er den Orden der französischen Ehrenlegion. "Manchmal kamen mir die Ferien lang vor, und das hat sich nicht gebessert", sagte Sarkozy lächelnd. Und auf den Ozean blickend: "Dahin, wo das Meer einmal war, kehrt es auch zurück." Seine lachenden Zuhörer hatten verstanden. Und Sarkozy hatte wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt.

Seiner Frau Carla Bruni stiehlt er fast die Show

Vor zwei Wochen dann hatte Sarkozy einen ebenso überraschenden wie umjubelten Auftritt im Wahlkampf um das Pariser Rathaus. 2000 begeisterte Anhänger feierten den Ex-Staatschef mit minutenlangem Beifall und "Nicolas, Nicolas"-Rufen, als er unangekündigt einer Veranstaltung seiner Parteifreundin Nathalie Kosciusko-Morizet beiwohnte, die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt werden will.

Tuchfühlung mit den Franzosen nimmt Sarkozy seit einiger Zeit auch dank seiner Ehefrau Carla Bruni wieder auf. Sarkozy begleitet die Sängerin bei ihrer "Little French Songs"-Tournee in Frankreich - und stiehlt seiner Frau dabei beinahe die Show. Bei den Konzerten wird Sarkozy gefeiert wie Bruni, er schüttelt Hände, gibt Autogramme, lässt sich mit Besuchern ablichten.

Strategie der "Postkarten"

Kurze Auftritte im ganzen Land, um so immer wieder in den Medien präsent zu sein - eine Strategie der "Postkarten" nennt das Sarkozys Umfeld. Bestärkt fühlen kann sich der Ex-Staatschef von der Unbeliebtheit seines Nachfolgers Hollande, der macht- und ratlos erscheint angesichts von Wirtschaftskrise und Rekordarbeitslosigkeit. Eine Rückkehr stellt sich Sarkozy als Retter eines von den Sozialisten heruntergewirtschafteten Landes vor. Und aus dem eigenen Lager kann ihm zumindest derzeit niemand gefährlich werden: In Umfragen hängt Sarkozy potenzielle konservative Mitbewerber locker ab.

Sarkozys "Postkarten"-Strategie ist aber nicht ganz ungefährlich. Denn viele Franzosen hatten 2012 nicht für Hollande gestimmt, weil sie den Sozialisten für den idealen Präsidenten hielten, sondern weil sie die Nase voll hatten von dem hektischen Aktionismus Sarkozys. Die Glut der "Sarkophobie" sei nicht ganz erloschen, sagt der Soziologe Philippe Braud - Sarkozy sollte sich also mit einer Rückkehr auf die politische Bühne noch Zeit lassen. "Nichts überstürzen", mahnt auch Ex-Innenminister Brice Hortefeux, ein Vertrauter des für seine Ungeduld bekannten Sarkozy.

"Wir sind zu unserem Glück vereint"

Aus Berlin gab es aber trotzdem wieder "Postkarten" an die Franzosen. Auch Angela Merkel dürfte dem Treiben des einstigen Amtskollegen mit Sympathie zuschauen. Dessen Nachfolger Francois Hollande hat sie mit seinem Wankelmut bislang alles andere als überzeugt. Vergleichsweise war das Duo "Merkozy" trotz aller Ärgernisse zu Beginn dann doch ein Traumpaar.

Nach dem "Meinungsaustausch" mit Merkel, mit der er einst das legendäre Tandem "Merkozy" bildete, hielt Sarkozy bei einem Forum der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung eine Rede zu den deutsch-französischen Beziehungen und Europa. Den Titel der Veranstaltung sieht Sarkozy womöglich als passendes Motto für sein Verhältnis zu den Franzosen: "Wir sind zu unserem Glück vereint."

(AFP)
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