Journalist mit Doppelpass Merkel fordert faire Behandlung von Korrespondent in der Türkei

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel dringt bei der türkischen Regierung auf eine faire Behandlung des in Istanbul festgehaltenen Türkei-Korrespondenten der "Welt", Deniz Yücel.

Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der "Welt", im September 2015 im türkischen Nusaybin.

Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der "Welt", im September 2015 im türkischen Nusaybin.

Foto: dpa, jai

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Merkel habe bei ihrer Begegnung mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz den Fall ausführlich angesprochen.

"Sie hat darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass Herr Yücel durch die deutsche Botschaft umfassend konsularisch betreut werden kann", sagte Seibert. "Die Bundeskanzlerin drückte die Erwartung der Bundesregierung aus, dass Deniz Yücel eine faire und rechtsstaatliche Behandlung erfährt."

Barley: "Mit Terror-Vorwürfen macht Erdogan seine Kritiker mundtot"

Die SPD übte scharfe Kritik an der Regierung von Recep Tayyip Erdogan. "Mit Terror-Vorwürfen macht Erdogan seine Gegner und die Kritiker der AKP-Regierung mundtot", erklärte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley am Samstag. Sie forderte ein "faires rechtstaatliches und vor allem schnelles Verfahren". Zuvor hatte das Auswärtige Amt an die Türkei appelliert, rechtsstaatliche Regeln im Fall Yücel einzuhalten. "Wenn die Pressefreiheit stirbt, dann stirbt die Demokratie", erklärte Barley in Berlin.

Er hatte wie zahlreiche andere Journalisten internationaler Medien über E-Mails berichtet, die das linksgerichtete türkische Hacker-Kollektiv RedHack aus dem privaten Mail-Konto von Energieminister Berat Albayrak beschafft hatte. Darin ging es der Zeitung zufolge unter anderem um die Kontrolle türkischer Medienkonzerne und die Beeinflussung der Öffentlichkeit durch fingierte Twitter-Nachrichten.

(das/REU/AFP)
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