Entscheidung Angela Merkel ist Kanzlerkandidatin

Berlin (rpo). Angela Merkel geht als Kanzlerkandidatin der Union in die kommenden Bundestagswahl. Die Präsidien von CDU und CSU kürten Merkel erwartungsgemäß am Vormittag zur Spitzenkandidatin. Die CDU-Chefin befindet sich damit auf dem vorläufigen Höhepunkt einer beispiellosen Karriere.

Der Werdegang der Angela Merkel
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Der Werdegang der Angela Merkel

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Foto: ddp

Zwischen Kohls "Mädchen" und der Kanzlerkandidatin liegen 15 Lehrjahre, in denen Merkel das Geschäft bundesdeutscher Politik beherrschen gelernt hat. Auch die dafür notwendige Härte hat sie sich angeeignet. Als Generalsekretärin leitete sie die Trennung der CDU von ihrem Übervater Kohl ein, bevor dieser die Partei allzu tief in den Spendensumpf hatte ziehen können. Sie ließ Kohls Nachfolger Wolfgang Schäuble hinter sich und führte die CDU als Parteichefin aus dem Affärentief zu neuen Wahlerfolgen und Umfrage-Hochs.

Ihr Start in der Bundespolitik verlief ein wenig holprig. Von den Medien musste sie sich hämische Bemerkungen über ihren wenig modischen Bubikopf gefallen lassen. Viele CDU-Granden betrachteten sie im Stillen milde lächelnd als Übergangsvorsitzende, legten Fallen und Stolpersteine. Dass es in der CDU eine "Andenpakt" genannte einflussreiche Männer-Seilschaft gab, der unter anderem die Ministerpräsidenten Roland Koch (Hessen), Peter Müller (Saarland) und Christian Wulff (Niedersachsen) angehören, erfuhr sie erst aus den Medien.

Aber aus Unerfahrenheit resultierende Pannen wie die Niederlage der Union im Bundesrats-Poker um die Steuerreform 2000 wurden in der Folgezeit entschieden weniger. Mit enormer Energie, Willensstärke und bisweilen auch einer guten Portion Rücksichtslosigkeit und Trotz behauptete sich Merkel an der Spitze der CDU. Ihren Rivalen Friedrich Merz verdrängte sie vom Fraktionsvorsitz, andere innerparteiliche Konkurrenten wie Koch und Wulff stellte sie mit Wahlerfolgen ruhig.

Das Kanzleramt hatte Merkel von Anfang an angepeilt. In Interviews sagte sie dazu: "Wenn ich es mir von vornherein nicht zutrauen würde, hätte ich nicht Parteivorsitzende der CDU werden dürfen." Bei der letzten Bundestagswahl war die Zeit für sie als Kanzlerkandidatin aber noch nicht reif. Die Altherren-Riege in der CDU wollte die "Ossi-Tusse" nicht, die CSU erst recht nicht.

Frühstück in Wolfratshausen

Dass Merkel bei jenem berühmten Frühstück in Wolfratshausen im Januar 2000 CSU-Chef Edmund Stoiber die Kandidatur zu Füßen legte, zeugte von politischem Realitätssinn und erwies sich später auch noch als kluger Schachzug: Acht Monate danach war Stoiber als Kanzlerkandidat gescheitert, Merkel wurde im September mit 92,2 Prozent zur Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt und konnte seitdem ihre Position kontinuierlich festigen. Seit Merkel zusammen mit der FDP, ihrem Wunsch-Koalitionspartner, sogar einen neuen Bundespräsidenten kürte, seit die CDU Regierungspartei in Kiel wurde und die SPD in NRW, dem Stammland der Sozialdemokraten, entmachtete, ist sie unangreifbar geworden. Niemand außer den Wählern könnte ihr jetzt noch den Weg ins Kanzleramt versperren. Was sie dort zu tun gedenkt, hatte sie dem "Stern" Ende letzten Jahres verraten: "Ich will mit Fröhlichkeit regieren."

Am 17. Juli 1954 in Hamburg als erstes Kind eines Theologiestudenten und einer Lehrerin geboren, verbrachte Angela Dorothea Merkel ihre Jugend im brandenburgischen Templin. 1973 zog sie nach Leipzig, studierte Physik bis zum Diplom. Nach der Wende trat Merkel dem Demokratischen Aufbruch bei und stieg zur stellvertretenden Regierungssprecherin unter Lothar de Maizière auf. Im August 1990 trat sie in die CDU ein. 1998 wurde sie Generalsekretärin der CDU, und im April 2000 wählte sie der Essener CDU-Parteitag mit 96 Prozent der Stimmen zur Parteivorsitzenden.

Ihre erste Ehe mit Ulrich Merkel wurde 1982 nach fünf Jahren geschieden. Seit Dezember 1998 ist Merkel mit ihrem langjährigen Lebenspartner Joachim Sauer verheiratet. Kinder hat sie nicht.

(ap)
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