Indizien weisen auf Rechtsextreme hin Merkel nennt Brandanschlag auf Asylbewerberheim "unerträglich"

Vorra/Köln · In Franken brennen Häuser für Asylbewerber, in Dresden mobilisiert eine Anti-Islam-Bewegung Tausende. Die Sorge der Politik: Steigende Flüchtlingszahlen könnten eine neue Ausländerfeindlichkeit befördern. Bundeskanzlerin Angela Merkel nennt den Brandanschlag "unerträglich".

Flüchtlingsunterkünfte in Bayern beschmiert und angezündet
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Flüchtlingsunterkünfte in Bayern beschmiert und angezündet

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Foto: dpa, dka soe

Kurz vor Ankunft der ersten Bewohner haben vermutlich Rechtsextreme in drei Flüchtlingsunterkünften im fränkischen Vorra Feuer gelegt. Eine Fassade beschmierten sie in der Nacht zum Freitag mit Hakenkreuzen und der Parole "Kein Asylat in Vorra". "Es war auf jeden Fall eine vorsätzliche Tat", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Die Indizien deuteten auf einen rechtsextremen Hintergrund hin.

Nun ermittelt der Staatsschutz. Da die Räume leer standen, wurde nur ein Feuerwehrmann leicht verletzt. In die Gebäude im Ortskern - ein ehemaliger Gasthof, ein nahe gelegenes Wohnhaus und eine Scheune - sollten in den kommenden Wochen Asylbewerber einziehen. Sie sind nun unbewohnbar.

"Es ist unerträglich, wenn Asylbewerberheime geschändet werden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Nürnberg. Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) betonte: "Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft."

Bundesregierung warnen vor Fremdenhass

Die Innenminister von Bund und Ländern warnten zum Abschluss ihrer Herbsttagung in Köln vor zunehmender islam- und ausländerfeindlicher Hetze. "Wir spüren schon, dass das gesellschaftliche Klima in Deutschland rauer wird", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) angesichts des Zulaufs für die Anti-Islam-Bewegung "Pegida". Viele Menschen seien in Sorge, und "Pegida" missbrauche das.

An der wöchentlichen Demonstration des Bündnisses "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" ("Pegida") in Dresden hatten sich am Montag rund 10 000 Menschen beteiligt, so viele wie noch nie. Bundespräsident Joachim Gauck mahnte am Freitag beim Besuch eines Flüchtlingshilfevereins in Magdeburg: "Wir brauchen ermutigende Beispiele gegenüber einer Kultur der Angstmache."

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland Asyl suchen, steigt seit Jahren. Für 2014 werden insgesamt rund 200 000 Asylanträge erwartet.

(dpa)
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