"Der Islam gehört zu Deutschland" Merkels Islam-Aussage ruft geteiltes Echo hervor

Berlin · Die Bundeskanzlerin polarisiert: Angela Merkels Aussage, der Islam gehöre zu Deutschland, stößt auf geteiltes Echo.

Ein Teilnehmer einer Kundgebung der Anti-Islam-Bewegung Pegida hält am 12.01.2015 in Dresden ein Schild mit der Abbildung von Bundeskanzlerin Merkel mit Kopftuch und der Aufschrift "Frau Merkel hier ist das Volk!" in den Händen.

Ein Teilnehmer einer Kundgebung der Anti-Islam-Bewegung Pegida hält am 12.01.2015 in Dresden ein Schild mit der Abbildung von Bundeskanzlerin Merkel mit Kopftuch und der Aufschrift "Frau Merkel hier ist das Volk!" in den Händen.

Foto: ap, FO

Buchautor und Islamkritiker Thilo Sarrazin warf der Kanzlerin vor, undifferenziert zu argumentieren. "Das eigentliche Thema ist doch, dass sich viele von ihnen nicht gut integrieren. Dieser Frage möchte Frau Merkel gerne ausweichen", sagte Sarrazin der "Passauer Neuen Presse". Die Aussage der Kanzlerin lasse nicht erkennen, ob sie Lehren aus den Terroranschlägen von Paris Lehren ziehen wolle, so der SPD-Politiker. Es gebe "viele Interpretationen des Islam, die mit unseren Vorstellungen von Meinungsfreiheit und Demokratie nicht übereinzubringen sind".

Auch der Parteikollege und CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach hat sich kritisch zum Satz von Merkel geäußert. Er sagte der "Saarbrücker Zeitung", er teile die Auffassung, "dass der Islam zu Deutschland gehört, in dieser Pauschalität nicht". Bosbach betonte, Merkel habe Recht, wenn sie sage, sie sei Kanzlerin aller Bürger unabhängig von deren religiöser Überzeugung. "Und natürlich gehören auch die Muslime zu uns, sie sind Teil unserer pluralen Gesellschaft". Zugleich fragte Bosbach aber: "Welcher Islam ist gemeint? Gilt das auch für seine islamistischen und salafistischen Strömungen?" Auch die Scharia gehöre ganz gewiss nicht zu Deutschland, so Bosbach. Sie stehe in weiten Teilen im krassen Gegensatz zu den grundlegenden Prinzipien der Rechtsordnung. Darüber hinaus betonte der Vorsitzende des Innenausschusses: "Deutschland hat eine christlich jüdische, keine islamisch geprägte kulturelle Tradition."

Die Türkische Gemeinde in Deutschland reagierte zurückhaltend auf Merkels Islam-Aussage. "Im jetzigen Klima ist es schön, das zu sagen. Aber es muss genau definiert werden, was damit gemeint ist", sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, der "Passauer Neuen Presse". Jetzt müssten auch Taten folgen. Es sei wichtig, dass der Islam als Religionsgemeinschaft in Deutschland anerkannt werde: "Der Islam muss aus den Hinterhöfen herauskommen." Von der für Dienstagabend geplanten Mahnwache vor dem Brandenburger Tor solle eine Signalwirkung ausgehen. "Ich hoffe, dass da ein Wir-Gefühl entsteht. Wir sind Deutschland", sagte Sofuoglu.

Der Deutsche Städtetag forderte mehr Dialog mit den Muslimen. "Die überwältigende Mehrheit der Muslime in unserem Land will ein friedliches Zusammenleben und stützt die freiheitliche Demokratie", sagte Städtetagspräsident Ulrich Maly der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Vorbehalte könnten am besten durch gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen abgebaut werden. Maly nimmt am heutigen Dienstag am Treffen des Lenkungsausschusses der Deutschen Islam Konferenz (DIK) und einer Fachtagung "Wohlfahrtspflege als Thema der Deutschen Islam Konferenz" in Berlin teil.

Merkel hatte am Montag bei einem Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu in Berlin unter Verweis auf den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff, wonach der Islam zu Deutschland gehöre, gesagt: "Dieser Meinung bin ich auch." Unabhängig von der Religion seien in Deutschland alle Menschen willkommen, die die Gesetze achteten, hier lebten und sich um Kenntnisse der deutschen Sprache bemühten.

(KNA)
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