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Nach antisemitischen Vorfällen Deutschland trägt Kippa

Berlin · Für Angela Merkel sind judenfeindliche Angriffe von Arabern ein besonders bitteres Problem. Dieser Antisemitismus kam verstärkt mit Flüchtlingen nach Deutschland, denen Merkel Schutz vor Krieg geboten hat. Nun ist ein Zeichen nötig.

 Teilnehmer eines Kippa-Flashmobs in Berlin (Archivbild vom 01.09.2012).

Teilnehmer eines Kippa-Flashmobs in Berlin (Archivbild vom 01.09.2012).

Foto: dpa, Sebastian Kahnert

Judenhass ist in Deutschland wahrlich kein neues Phänomen. Relativ neu im Land ist aber ein weiterer Kreis von Feinden - die Bundeskanzlerin spricht von "Flüchtlingen oder Menschen arabischen Ursprungs, die wieder eine andere Form von Antisemitismus ins Land bringen".

Eine hochsensible Gemengelage für Angela Merkel, die zum einen die Sicherheit Israels unumstößlich zur Staatsräson Deutschlands erklärt und zum anderen mit ihrer Willkommenskultur 2015 vor allem für Syrer zur "Flüchtlingskanzlerin" wurde. Schon damals gab es Bedenken vor Konflikten zwischen arabischen Neuankömmlingen und im Land verwurzelten Juden, die trotz der Schoa hier leben wollen.

Immer wieder antisemitische Vorfälle

Die antisemitischen Vorfälle der vergangenen Wochen in Deutschland verstören. Schüler aus muslimischen Familien beschimpfen ein jüngeres Mädchen wegen ihres jüdischen Glaubens, ein 19-jähriger Palästinenser aus Syrien, der 2015 nach Deutschland kam, schlägt mit einem Gürtel auf einen jungen Israeli ein, der die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, die Kippa, trägt.

Die Rapper Farid Bang und Kollegah bekommen für ein als judenfeindlich kritisiertes Album den Echo-Musikpreis. Etliche Preisträger geben deshalb ihre Auszeichnung zurück - am Montag auch der argentinisch-israelische Pianist und Dirigent und Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Daniel Barenboim. Er sagt: "Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und die offene Verachtung von vermeintlich Schwächeren und Minderheiten sind ein Missbrauch von Freiheit, den wir als Gesellschaft niemals tolerieren dürfen. Wir müssen uns geschlossen gegen solche Stimmen erheben."

Was kann man tun?

Merkel gab nun zum 70. Jahrestag der Gründung Israels dem israelischen Nachrichtensender "Channel 10 News" ein Interview, verurteilte die antisemitischen Angriffe und versprach, dass Deutschland alles tun werde, das zu unterbinden. Die Frage ist nur: wie?

Die mögliche Härte des Gesetzes mit dem neuen Innenminister Horst Seehofer (CSU) ist das eine, Vertrauen und Versöhnung sind das andere. Um das Vertrauen in Deutschland zu stärken, hat Merkel nach längerer Sendepause nun gemeinsame Regierungskonsultationen in Israel für das zweite Halbjahr angekündigt.

Eine Geste an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dem Merkel wegen des israelischen Siedlungsbaus im Westjordanland kritisch gegenübersteht. Vor einem Jahr hatte sie geplante Regierungskonsultationen mit der Begründung von Terminproblemen abgesagt. Aber aus der großen Koalition kamen Signale der Erleichterung, dass so auch die Gefahr gebannt sei, die Bundesregierung könnte vereinnahmt werden für den "illegalen Siedlungsbau".

In Israel glaubte man auch nicht wirklich an die deutschen Terminschwierigkeiten. Merkel wich diesem Konflikt in dem TV-Interview auch jetzt nicht aus: Die Siedlungen machten eine - von ihr favorisierte - Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser nicht einfacher, sagte sie. Vermutlich im Herbst wird sie dann nach vier Jahren erstmals wieder Israel besuchen.

Antisemitismus als "Sünde"

Zurück nach Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, betonte, laut Kriminalstatistik seien die meisten antisemitischen Straftaten "rechts motiviert". Er versicherte: "Dennoch nehmen wir das sehr ernst, dass bei einigen Flüchtlingen eine Judenfeindlichkeit vorhanden ist."

Sein Verband organisiere Begegnungen zwischen Juden und Flüchtlingen und Aufklärungsprogramme wie die seit zwei Jahren regelmäßigen gemeinsamen Besuche mit Flüchtlingen in KZ-Gedenkstätten. "Antisemitismus, Rassismus und Hass sind große Sünden im Islam, deshalb werden wir das auch niemals dulden", sagte er unserer Redaktion. Er hob hervor, dass sich Merkel in dem Interview "gewohnt differenziert" geäußert habe.

"Kippa Colonia"

Antisemitismus sei nicht erst durch die Flüchtlinge wieder nach Deutschland gekommen - das machte sie ganz deutlich. Kein jüdischer Kindergarten, keine Schule, keine Synagoge könnten ohne Polizeischutz sein. "Das bedrückt uns." Allerdings schon sehr lange. Die Kanzlerin beklagte das schon häufig.

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat für Mittwoch zu einer Solidaritätskundgebung in der Hauptstadt aufgerufen. Das Motto: "Berlin trägt Kippa". Für die Kundgebung wünscht sich die Jüdische Gemeinde ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen Hass. Auch aus Köln wird gemeldet: "Kippa Colonia - Köln trägt Kippa". Vielleicht wird daraus ja: "Deutschland trägt Kippa".

(kd)
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