Nach 25 Jahren Grünen-Politikerin Antje Hermenau verlässt ihre Partei

Berlin · Die Grünen-Politikerin Antje Hermenau verlässt nach 25 Jahren ihre Partei. Ihre Erkenntnis und der Grund für den Austritt wirken zunächst überraschend.

 Antje Hermenau auf einer Pressekonferenz nach der Landtagswahl 2014 in Sachsen.

Antje Hermenau auf einer Pressekonferenz nach der Landtagswahl 2014 in Sachsen.

Foto: dpa, hsc fpt fux

"Mein Versuch, mich an die Grünen anzupassen, ist gescheitert", sagte die 50-Jährige der neuen Ausgabe der "Zeit". Hermenau, die von 2004 bis 2014 Fraktionschefin im sächsischen Landtag war, begründete ihren Schritt unter anderem mit dem Scheitern möglicher schwarz-grüner Bündnisse: "Ich habe ein Vierteljahrhundert meines Lebens dafür gestritten, entspannt mit der CDU umzugehen."

Schwarz-grüne Bündnisse seien "für die Partei existenziell", sagte Hermenau. "Man muss das wirklich wollen, aus freien Stücken, und darf nicht wahltaktisch herummanövrieren. Aber dafür gibt es bei den Grünen einfach keine Mehrheiten." Einen Eintritt in die CDU erwägt Hermenau nach eigenen Worten jedoch nicht. Sie fühle sich "politisch heimatlos", sagte sie der "Zeit".

Hermenau warf den Grünen vor, sie wollten keine Volkspartei sein. "Viele praktische Alltagsfragen erscheinen ihnen zu banal", kritisierte die gebürtige Leipzigerin. "Von der CDU könnten die Grünen mehr Bodenständigkeit lernen", fügte sie hinzu.

Hermenau zählte zu den Mitbegründern der Ost-Grünen. 1990 zog sie bei den ersten Landtagswahlen in Sachsen in den Dresdner Landtag ein. Im Bundestag war sie von 1994 bis 2004, ihre Schwerpunkte waren Haushalts- und Finanzpolitik. Bei den sächsischen Landtagswahlen 2004 ging sie als Grünen-Spitzenkandidatin ins Rennen. Nach zehnjähriger Abwesenheit gelang der Partei die Rückkehr ins Landesparlament, zehn Jahre lang wurde die Fraktion von Hermenau geführt.

Im Herbst 2014 gab Hermenau dann alle politischen Ämter auf. Ihre grüne Landespartei hatte ein Regierungsbündnis mit der CDU, für das Hermenau vehement geworben hatte, nach der Landtagswahl abgelehnt. In Sachsen regiert seither eine große Koalition aus CDU und SPD.

(AFP)
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