Fotos Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt führen Grünen-Fraktion: Pressestimmen
So kommentieren Medien im Oktober 2013 die Wahl von Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt zur Fraktionsspitze der Grünen.
"Straubinger Tagblatt": "Kontinuität statt Neuanfang: Mit der Wahl von Katrin Göring-Eckardt zur Co-Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Deutschen Bundestag setzt die Öko-Partei auf eine bewährte und erfahrene Kraft. Die Spitzenkandidatin im Bundestagswahlkampf, Göring-Eckardt, muss nun zeigen, ob sie aus dem schlechten Wahlergebnis gelernt hat. Mut zur Erneuerung haben die Grünen jedenfalls nicht bewiesen. Mit Kerstin Andreae hätten die Grünen ihre Wirtschaftskompetenz herausstellen können. Diese hatten sie im von Sozial- und Steuerthemen dominierten Wahlkampf sträflich vernachlässigt."
"Stuttgarter Zeitung": "Für den Kurs der Grünen in den nächsten Wochen gibt die Kampfabstimmung ein zweideutiges Signal. Zum einen ist nun offensichtlich, dass der Realo-Flügel zersplittert ist und sich nicht einmal auf eine eigene Kandidatin einigen kann. Das ist eine bittere Ironie der Geschichte: Vor allem die Linken der Grünen waren vom Wähler bei der Bundestagswahl für ihre Steuererhöhungsideen abgestraft worden, es war ihre Niederlage. Doch die Realos können keinen Gewinn und Nutzen daraus ziehen. Ausgerechnet sie stehen heute geschwächt da."
"Ludwigsburger Kreiszeitung": "Doch egal, wer die Fraktion führt - die Zukunft ist wenig rosig. Die Partei ist nicht nur kleinste Kraft im Bundestag geblieben, sie wird sich aller Voraussicht nach auch in der Opposition wieder finden - und zwar allein mit den Linken. Bedeutungsverlust pur. Hinzu kommt die politische Orientierungslosigkeit nach dem Wahldesaster. Andere sind da schon in einer deutlich komfortableren Lage gescheitert: Die FDP war Regierungspartei, als sie ihr Spitzenpersonal austauschte. Jetzt steht sie mit völlig leeren Händen da. Geschichte kann sich auch wiederholen."
"Nürnberger Zeitung": "Die Frage ist, wie Göring-Eckardt und Hofreiter an der Spitze der grünen Bundestagsfraktion zusammenarbeiten werden und welchen Kurs sie im Parlament einschlagen. Bleibt es beim Schwerpunkt Sozialpolitik – sprich "soziale Gerechtigkeit" – mit Forderungen nach höheren Steuern für Reiche und besseren Mindestlöhnen oder besinnt man sich wieder auf grüne Kernthemen wie Energiewende und Umweltschutz? Es dürfte spannend werden."
"Frankfurter Rundschau": "Die Grünen wollen bürgerliche Wechselwähler für sich gewinnen und dabei ihr linkes Profil bewahren. Für diese Übung steht nicht nur die sorgsam austarierte Doppelspitze. Auch Katrin Göring-Eckardt selbst, die sich als Realo-Kandidatin durchgesetzt hat, dürfte durch ihr soziales Profil bei den Linken gepunktet haben. Mit ihrem Balanceakt sind die Grünen zuletzt schmerzhaft auf dem Hosenboden gelandet. Dennoch reißen sie jetzt nicht hektisch das Ruder herum, und das ist auch gut so. Eine aufmerksame Öffentlichkeit wird sie dabei genau beobachten, denn jeder Millimeter in die eine oder andere Richtung wird schnell als Richtungsentscheidung gewertet."
"Süddeutsche Zeitung": "Für die Ultra-Realos Kretschmannscher Prägung ist das eine Niederlage. Dabei sollten sie seit dem Wahlsonntag eigentlich Oberwasser haben, sehen sie sich doch seither in ihrer Skepsis gegenüber den Steuererhöhungsplänen bestätigt. (...) Für die stets fragile innergrüne Statik ist der Wahlausgang in der Fraktion nicht ungefährlich - schließlich verlangen Kretschmann und seine Gefolgsleute, dass ihre Positionen künftig berücksichtigt statt belächelt werden. Die Realo- Frau Göring-Eckardt wird nicht mehr die verkappte Linke geben können, sondern sich auch mal mit den Linken anlegen müssen.Wandelbar genug ist sie dafür."
"Thüringische Landeszeitung": "Der Wahlsieg in Baden-Württemberg war genauso ein Wink mit dem unideologischen Zaunpfahl wie die Schlappe bei der Bundestagswahl. Eigentlich. Denn dass die Grünen partout die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollen, beweist, dass sie eine linke Partei bleiben und keine bürgerliche werden wollen. Die zwischenzeitliche Liaison bürgerlicher Wähler mit den Grünen war ein Missverständnis auf beiden Seiten und bleibt auf absehbare Zeit eine Fußnote der Parteiengeschichte. Ihre Chance zu personellem Neuanfang und Neuorientierung - weg vom desaströsen Image einer anti-liberalen Bevormundungsgemeinschaft – haben die Grünen mit der Wahl der Thüringerin Katrin Göring-Eckardt zur Co-Fraktionsvorsitzenden und der Nicht-Wahl der wirtschaftsfreundlichen und weniger erzieherisch auftretenden Kerstin Andreae vertan."
"Kieler Nachrichten": "Katrin Göring-Eckardt ist eine grüne Reala "von gestern". Menschlich über jeden Zweifel erhaben, doch politisch nach vielen Wandlungen hart an der Grenze zur Beliebigkeit. Dass sie sich in der Kampfkandidatur gegen Kerstin Andreae durchsetzte, hat allein pragmatische Gründe: Die Linken in der Fraktion haben "KGE" gewählt, um die Andreae zu verhindern. Auch der Realo-Flügel stand nicht geschlossen hinter der Finanzexpertin aus Freiburg. Aus Angst, der Einfluss der Südwest-Grünen könnte künftig zu groß werden. So kompliziert ist sie also noch immer, die grüne Flügelwirklichkeit."
"Rhein-Neckar-Zeitung": "Die Fraktion konnte Göring-Eckardt von sich überzeugen. Und alle, die jetzt im neuen Bundestag sitzen, haben ja auch das alte Programm mitgetragen. Insofern ist das nur konsequent. Dennoch mutet es seltsam an, wenn der eigentliche Programmurheber, Trittin, dezent in die zweite Reihe zurücktritt, die mit abgestürzte Spitzenfrau an seiner Seite jedoch einen noch größeren Lauf ansteuert – runderneuert eben."
"Berliner Zeitung": "Schon als sie zur Spitzenkandidatin wurde, erfand sie sich neu: Von der Fraktionschefin unter Rot-Grün, die die Agenda 2010 durchpeitschte, zum sozialen Gewissen, das den Links-Kurs verkörperte. Ein Profil, das sie nach Scheitern des Links-Kurses nun flugs durch ein "Bürgerrechtsprofil" tauscht – mit Verweis auf ihre DDR-Biografie. Man kann das flexibel nennen. Oder einen Begriff aus DDR-Wendezeit bemühen. Damals sprach man in solchen Fällen von Wendehälsen."
"Badische Zeitung": "Die Grünen vergeben ihre Spitzenposten nach Proporz. Frau, Mann, linksgewirkt oder reformorientiert - das ist das vorgegebene Muster. Doch die frühere Bundestagsvizepräsidentin beharrte darauf, sich als Vertreterin der Reformer genannten Realos um den Fraktionsvorsitz zu bewerben, obwohl die Mehrheit dieses Parteiflügels für Kerstin Andreae war. Dadurch stutzte Göring-Eckardt die Realos auf Kolibri-Format. Gestärkt fühlen darf sich dagegen die Parteilinke. Dieser Flügel bestimmte faktisch beide Fraktionsvorsitzenden. Für Göring-Eckardt war es der späte Lohn dafür, dass sie im Wahlkampf etwas überraschend die linke Weltverbesserin gegeben hatte. Dass sie und ihre Partei damit ein besseres Ergebnis verzockten - wen schert's, wenn der Posten stimmt. Bei der Aufarbeitung ihrer Niederlage stehen die Grünen noch ganz am Anfang."
"Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung": "Kontinuität statt Neuanfang: Mit der Wahl von Katrin Göring-Eckardt zur Co-Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Deutschen Bundestag setzt die Öko-Partei auf eine bewährte und erfahrene Kraft. Die Spitzenkandidatin im Bundestagswahlkampf, Göring-Eckardt, muss nun zeigen, ob sie aus dem schlechten Wahlergebnis gelernt hat. Mut zur Erneuerung haben die Grünen jedenfalls nicht bewiesen. Mit Kerstin Andreae hätten die Grünen ihre Wirtschaftskompetenz herausstellen können. Diese hatten sie im von Sozial- und Steuerthemen dominierten Wahlkampf sträflich vernachlässigt."