Tausende Hamburger räumen in ihrer Stadt die Trümmer und Müllberge nach den Ausschreitungen am Rande des G20-Gipfels auf. Nach den Krawallen ringt vor allem das linke Stadtviertel um sein Selbstverständnis - und die Fronten sind verhärtet.

Meinung · Nach der Kölner Silvesternacht nun die Hamburger Gipfelnächte. Wieder lässt der Staat die Bürger mit Kriminellen alleine. Das lädierte Vertrauen in den Rechtsstaat wird weiter erschüttert. Neben der juristischen Aufarbeitung muss die Wiederherstellung des Vertrauens der Bürger in den Rechtsstaat an erster Stelle stehen.

Polizei und Politik haben eine Bilanz der Einsätze rund um den G20-Gipfel in Hamburg gezogen: Neben den nackten Zahlen steht das Fazit, dass man teilweise von der Intensität der Proteste überrascht worden sei.

476 verletzte Beamte, 37 Haftbefehle, 186 vorläufige Festnahmen: Während die Polizei nach den Gipfelkrawallen in Hamburg am Sonntagmittag Bilanz gezogen hat, hat Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die Einsatztaktik der Sicherheitskräfte verteidigt.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich schockiert über die schweren Krawalle beim G20-Gipfel in Hamburg gezeigt. Die Entscheidung für die Hansestadt als Austragungsort verteidigte er jedoch ausdrücklich.

Die SPD kann nach dem Beschluss der Ehe für alle in der Wählergunst leicht aufholen. Die Linkspartei festigt der Umfrage zufolge indes ihre Position als dritte Kraft im Parlament.

Vor dem Gipfel versprach Hamburgs Bürgermeister, dass sich niemand Sorgen machen muss. Das G20-Treffen verglich Olaf Scholz mit einem Hafenfest. Nun fühlen sich viele Hamburger von ihm allein gelassen. Zumal er sich bislang nicht bei ihnen blicken ließ.

Auch nach dem Ende des G20-Gipfels ist es in Hamburg erneut zu Ausschreitungen gekommen. In der Nacht setzte die Polizei Wasserwerfer, Pfefferspray und Tränengas ein, um Sitzblockaden im Schanzenviertel aufzulösen. Mehrere Polizisten wurden verletzt — es gab Festnahmen.