Bundeswehr kämpft mit Mängeln "Eurofighter" wird zum Problem - Soldaten stecken fest

Berlin · Die Pannenserie bei der Bundeswehr reisst nicht ab. Nach Mängeln an Kampfhubschraubern, Panzern und Schiffen, gibt es nun Probleme mit dem Kampfflugzeug "Eurofighter". Soldaten sollen laut Spiegel Online in Afghanisten fest sitzen, weil eine Transportmaschine nicht starten kann.

 Viele "Eurofighter" werden wohl erst einmal am Boden bleiben.

Viele "Eurofighter" werden wohl erst einmal am Boden bleiben.

Foto: dpa, iwa sv lof

Das Verteidigungsministerium hat am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur dpa einen Bericht des Blogs "Augen geradeaus" bestätigt, nachdem wegen technischen Problem 150 Soldaten in Afghanistan fest sitzen. Die Soldaten warten in Masar-i-Scharif auf ihre Heimreise. Aus Sicherheitsgründen könne eine Transall-Maschine nicht starten. Möglicherweise sollen die Soldaten laut Spiegel Online nun mit einem Jet nach Hause gebracht werden, der sonst für die Bundeskanzlerin bestimmt ist.

Die Probleme mit dem Airbus betreffen nach Angaben eines Ministeriumssprechers aber nicht nur die Bundeswehr, sondern auch zivile Flugzeuge des gleichen Typs. Grund sind demnach Mängel bei der Notsauerstoffversorgung der Passagierkabine. Damit dürfen die Maschinen aus Sicherheitsgründen nicht höher als 8000 Meter fliegen, was auf dem Rückweg von Afghanistan nicht ausreicht.

Bei Qualitätskontrollen am hinteren Rumpf des Kampfflugzeuges "Eurofighter" wurden zudem laut Bundeswehr "Herstellungsfehler an einer großen Anzahl von Bohrungen" festgestellt. Der Hersteller reduzierte die freigegebene Lebensdauer sofort von 3.000 auf 1.500 Flugstunden. Das Verteidigungsministerium will der Industrie nun vorerst keine neuen Jets mehr abnehmen - um Nachteile zu vermeiden und ihre Ansprüche zu wahren.

Nur 42 "Eurofighter" einsatzbereit

Hergestellt wird der Kampfjet von Airbus sowie BAE Systems und Alenia Aermacchi. Der sogenannte Buchbestand der Bundeswehr an "Eurofightern" liegt bei 109. Im Zuge der Berichte über die Ausrüstungsmisere wurde aber vergangene Woche bekannt, dass davon zurzeit theoretisch 74 verfügbar, aber nur 42 einsatzbereit sind. Der knapp 16 Meter lange Flieger kann zweifache Schallgeschwindigkeit erreichen.

Das Problem an den Bohrungen sind laut Bundeswehr "unzureichende Entgratungen" durch den Hersteller BAE Systems. Beim Entgraten werden scharfe Kanten entfernt, etwa durch Schleifen. Die Mängel haben laut Hersteller aber keine Auswirkungen auf die Flugsicherheit und die Einsatzfähigkeit, wie die Bundeswehr betonte. "Der Ausbildungs- und Einsatzflugbetrieb ist sichergestellt", hieß es.

Mängel wurden in den vergangenen Wochen bekannt

Vergangene Woche war bekanntgeworden, dass ein erheblicher Teil der Bundeswehr-Systeme momentan nicht einsatzfähig ist, darunter Dutzende Hubschrauber und Transportfahrzeuge. Die Materialprobleme sind so groß, dass Deutschland zurzeit seine Bündniszusagen an die Nato nicht einhalten kann. In einem Krisenfall wäre die Bundeswehr nicht in der Lage, die zugesagten Flugzeuge und Hubschrauber bereitzustellen. Das hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Wochenende eingestanden.

Erst am Dienstag musste ihr Ministerium zudem auf Anfrage eines Grünen-Abgeordneten einräumen, dass der Nato-Einsatz zum Schutz der Türkei vor Angriffen aus Syrien die Raketenabwehr-Einheiten der Bundeswehr an die Grenze der Belastbarkeit bringt. Bei gut einem Viertel (28 Prozent) der seit Anfang 2013 eingesetzten Soldaten konnte die Karenzzeit von 20 Monaten zwischen zwei Einsätzen nicht eingehalten werden.

Die deutschen "Patriot"-Einheiten sind seit 20 Monaten in Kahramanmaras rund 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt stationiert. Die Raketen sind bisher nicht zum Einsatz gekommen. Ankara hatte darum gebeten, nachdem im Grenzgebiet mehrfach Granaten aus Syrien eingeschlagen waren.

(dpa)
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