CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf unter Druck "Er ist verbrannt"

Stuttgart · Nach der historischen Wahlpleite wird bei der CDU in Baden-Württemberg abgerechnet. Vor allem der sehr selbstbewusste Spitzenkandidat Guido Wolf gerät in die Schusslinie. Doch der denkt nicht daran, zurückzuziehen.

 CDU-Mann Guido Wolf ist umstrittener als je zuvor.

CDU-Mann Guido Wolf ist umstrittener als je zuvor.

Foto: dpa, bwe ink bwe

Nach der historischen Wahlniederlage der CDU in Baden-Württemberg gerät der Spitzenkandidat, Fraktionschef Guido Wolf, in den eigenen Reihen zunehmend unter Druck. Neben Rücktrittsforderungen gibt es in der Partei auch Widerstand gegen Wolfs Ankündigung, die CDU als Verhandlungsführer in möglichen Koalitionsgesprächen mit dem Wahlsieger Grüne unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu vertreten.

Der Landeschef der CDU Sozialausschüsse, Christian Bäumler, zeigte sich irritiert von Wolfs Ankündigung in einem Newsletter der CDU-Landtagsfraktion vom Wochenende. "Niemand hat Guido Wolf zum Verhandlungsführer ernannt", sagte Bäumler der Deutschen Presse-Agentur. "Der CDU Landesvorstand hat eine achtköpfige Sondierungskommision berufen, der auch Wolf angehört und die vom CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl geleitet wird."

Die CDU will an diesem Dienstag in ihrer Landtagsfraktion und im Landesvorstand darüber diskutieren, ob es Sinn macht, mit den Grünen über die Bildung der bundesweit ersten grün-schwarzen Landesregierung zu sprechen. Bei der Landtagswahl am 13. März war die CDU erstmals seit Jahrzehnten nicht stärkste Partei geworden.

Kretschmann erhielt nach seinem Wahlsieg ungewohntes Lob aus den Reihen der Union. "Man muss neidlos anerkennen, dass Ministerpräsident Kretschmann sein Handwerk versteht", sagte CSU-Chef Horst Seehofer der "Bild am Sonntag". Seehofer sprach sich - im Falle einer Einigung auf Grün-Schwarz - für "ein vernünftiges Arbeitsprogramm für die Legislaturperiode" aus.

CDU-Fraktionschef Wolf gerät zunehmend unter Druck. Der Spitzenkandidat sei "verbrannt", sagte der Kreisverbandsvorsitzende des Neckar-Odenwalds, Ehrenfried Scheuermann, den "Stuttgarter Nachrichten". "Da geht nichts mehr, deshalb muss er jetzt die Konsequenzen ziehen und zurücktreten." Der Kritisierte denkt nicht an Rückzug. Wolf verwies am Samstag in Stuttgart darauf, dass er noch am Dienstag mit 81 Prozent Zustimmung als Fraktionsvorsitzender bestätigt worden sei.

Die Junge Union Nordbaden teilte mit: "Für die CDU im Land muss jetzt ein neues Zeitalter beginnen. Ein Neuanfang geht für die CDU Baden-Württemberg aber nur ohne Guido Wolf."

Die SPD erteilte der CDU am Samstag noch einmal eine definitive Absage an ein Regierungsbündnis aus Schwarz-Rot-Gelb. Nach einem gemeinsamen Gespräch sagte SPD-Landeschef Nils Schmid am Samstag in Stuttgart: "Die Menschen in Baden-Württemberg wollen Winfried Kretschmann als Ministerpräsidenten und nicht Herrn Wolf oder jemand anderes von der CDU." Schwarz-Rot-Gelb wäre die einzige Möglichkeit für CDU-Fraktionschef Wolf gewesen, noch Regierungschef zu werden.

Neben Schwarz-Rot-Gelb ist auch eine Ampel aus Grünen, SPD und FDP keine Option mehr für die Regierungsbildung im Südwesten, da die FDP nicht mit der SPD zusammen regieren will.

(dpa)
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