Umstrittener Ackermann-Empfang Auch Schaeffler und Elstner feierten mit

Düsseldorf (RP/RPO). Bei der umstrittenen Feier von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im Bundeskanzleramt waren insgesamt 25 Gäste eingeladen. Unserer Redaktion liegt die Gästeliste vor. Unter anderem feierten die Milliardärin Elisabeth Schaeffler und TV-Moderator Frank Elstner mit. Die Empörung vor allem unter SPD-Politikern ist groß. Von einem "Stück Schamlosigkeit" ist jetzt die Rede.

Ackermann – immer wieder die falschen Worte
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Foto: AP

Im Falle der heiß diskutierten Geburtstagsfeier in Berlin handelte es sich nach Informationen unserer Redaktion um eine offizielle Einladung von Kanzlerin Angela Merkel. 25 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur nahmen am 22. April 2008 daran teil. Das geht aus der Einladungsliste hervor.

Aus der Politik waren der Einladung Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) gefolgt. Politiker anderer Parteien auch des Koalitionspartners SPD fehlten.

Aus der Wirtschaft kamen neben dem Chef der Deutschen Bank und seiner Frau die Vorstandsvorsitzenden Jürgen Hambrecht (BASF), Werner Wenning (Bayer) und Matthias Döpfner (Springer-Verlag), außerdem der Berater Roland Berger, der Siemens-Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme, der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Tessen von Heydebreck, die Mittelständler Michael Hilti, Berthold Leibinger (Trumpf) und Arend Oetker sowie der Bankier Friedrich von Metzler, die Konzernerbin Maria-Elisabeth Schaeffler und die Verlegerin Friede Springer.

Aus Wissenschaft und Kultur nahmen unter anderem die Wirtschaftswissenschaftler Howard Davis (London School of Economics) und Lars-Hendrik Röller (European School of Management), der Organisator des Lindauer Nobelpreisträgertreffens, Wolfgang Schürer, der TV-Moderator Frank Elstner sowie der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, teil.

Lehmann sagte, es sei eine Einladung der Kanzlerin gewesen, "keine Feier, auf der Reden auf das Geburtstagskind gehalten wurden. Der Geburtstag von Herrn Ackermann mag der Anlass gewesen sein, aber er war nicht das Thema des Abends". Bei den etwa 30 Gästen habe es sich um "eine erstaunlich gute Mischung aus Wirtschaft, Politik und Kultur" gehandelt.

Trotz der beruhigenden Worte sorgt das Treffen im April 2008 für beträchtlichen Wirbel. Auslöser der Aufregung war eine Äußerung Ackermanns in einem ZDF-Porträt über die Kanzlerin. Der Bank-Manager hatte dort gesagt, dass Merkel eine Geburtstagsfeier für ihn im Kanzleramt gegeben habe und dabei den Eindruck erweckt, er selber habe dazu 30 Freunde einladen dürfen.

Rauschende Fete auf Staatskosten?

Der Skandal war perfekt. Feierte die Wirtschafts- und Polit-Elite auf Einladung von Merkel da ein rauschendes Fest auf Kosten der Steuerzahler?

Die SPD fordert Aufklärung. Ihr Haushaltsexperte Johannes Kahrs wirft Merkel mangelnde Sensibilität vor: "Es kann nicht sein, dass Herr Ackermann Gäste ins Kanzleramt einlädt, und der Steuerzahler dafür aufkommt. Wir sind doch keine Bananenrepublik."

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, sagte in Berlin, der Haushaltsausschuss werde prüfen, ob der private Charakter der Feier im Vordergrund stand. "Sollte das so sein, dann ist das nicht statthaft". Ironisch fügt er hinzu, die CDU habe offenbar eine neue "Wählerinitiative" die für den Verbleib Merkels im Kanzleramt kämpfen werde: "Joe Ackermann und seine 30 Freunde".

SPD-Präsidiumsmitglied Ralf Stegner nannte das Abendessen "ein Stück Schamlosigkeit". Der Abendtermin zeige, wie "instinktlos" Merkel in wirtschaftlich schwierigen Zeiten agiere. Die Linke-Abgeordnete Gesine Lötzsch kritisierte, das Kanzleramt sei "keine Eventagentur". Das Kanzleramt hatte bereits im April auf eine entsprechende Anfrage von Lötzsch mitgeteilt, dass die Bundeskanzlerin den Geburtstag Ackermanns zum Anlass genommen habe, ein Abendessen mit Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft auszurichten.

Der CDU-Haushaltspolitiker Steffen Kampeter wies die Kritik zurück und warf der SPD vor, von eigenen Versäumnissen ablenken zu wollen. Er nannte es "ungeheuerlich", dass Merkel ein übermäßiger Repräsentationsaufwand vorgeworfen werde. "Allein die Kosten für Rotwein und Zigarren dürften sich gegenüber ihrem Vorgänger deutlich reduziert haben", sagte Kampeter mit Blick auf SPD-Altkanzler Gerhard Schröder.

(RP/AFP/ddp)
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