Bayerns Ministerpräsident Beckstein Autofahren nach zwei Maß Bier möglich

München · Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hält Autofahren nach zwei Litern Bier für vertretbar und damit eine Welle der Empörung ausgelöst. "Wenn man die zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest trinkt, ist es noch möglich", sagte der CSU-Politiker am Dienstag im Bayerischen Rundfunk.

 Beckstein hält Autofahren nach zwei Litern Bier für vertretbar.

Beckstein hält Autofahren nach zwei Litern Bier für vertretbar.

Foto: ddp, ddp

Rechtsmediziner und die Gewerkschaft der Polizei warfen ihm ein falsches Signal vor. Die Opposition fordert eine Promillegrenze bei Bierzeltauftritten.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), sagte, der CSU-Politiker sei wohl "betrunken im Wahlkampf" unterwegs. Im Straßenverkehr müsse auf Alkohol verzichtet werden. Bätzing fordert, die Promillegrenze von 0,5 auf 0,0 zu senken.

Dagegen sagte Beckstein, ein Glas Bier oder Wein dürfe nicht verteufelt werden. Nur "bei Fahranfängern halte ich die 0,0-Promille-Grenze für absolut notwendig". Aber ein gestandenes Mannsbild vertrage an einem Abend auch "zwei in der Regel schlecht eingeschenkte Maß", ohne fahruntüchtig zu werden. "Natürlich nicht, wenn man die zwei Maß in zwei Stunden trinkt", sagte der frühere Innenminister.

Schon bei einer Bierzelt-Kundgebung in Erding hatte Beckstein der "Münchner Abendzeitung" zufolge gesagt: "Es ist nicht das Problem, wenn einer eine Maß trinkt oder, wenn er ein paar Stunden da ist, auch zwei... Eine anständige Maß werden wir nicht auf den Index stellen."

Rechtsmediziner skeptisch

Professor Thomas Gilg vom Institut für Rechtsmedizin der Uni München sagte der Nachrichtenagentur AP, ein 90 Kilogramm schwerer Mann hätte mit zwei Maß starkem Festbier in sechs Stunden wahrscheinlich 0,47 Promille, im Höchstfall 0,77 Promille. Ein Mann mit 70 Kilogramm Körpergewicht komme wahrscheinlich auf 0,9 und höchstens 1,2 Promille. Wenn etwas gegessen werde, sei der Spitzenwert niedriger. Aber eine pauschale Aussage, nach zwei Maß könne man noch Auto fahren, "wäre mehr als gefährlich", sagte der Gerichtsmediziner.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklärte, Beckstein habe "allen einen Bärendienst erwiesen, die sich seit Jahrzehnten mit Alkoholprävention im Straßenverkehr auseinandersetzen". Bei Alkoholkontrollen auf dem Oktoberfest würden sich die Polizisten jetzt "anhören müssen, dass Beckstein zwei Maß Bier erlaubt hat", sagte der Landesvorsitzende Harald Schneider.

"Besoffen fahren keine bayerische Tradition"

Der bayerische SPD-Spitzenkandidat Franz Maget nannte es "unverantwortlich, wie Beckstein das Autofahren unter Alkoholeinfluss verharmlost". Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper forderte eine Promillegrenze bei Bierzeltauftritten und sagte: "Der Genuss von Bier gehört zur bayerischen Tradition, besoffen Auto fahren nicht." FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil erklärte Beckstein zum "Sicherheitsrisiko". Seine Aussage "kann man sich nur nach dem Konsum der einen oder anderen Maß Bier zuviel erklären".

Die CSU hatte bei den bayerischen Kommunalwahlen im März eine Schlappe erlitten und das auch mit dem strikten bayerischen Rauchverbot erklärt, das Raucher und Wirte auf die Barrikaden gertrieben hatte. Die bayerischen Wirte lehnen auch Bätzings Plan für eine 0,0-Promille-Grenze ab.

(afp)
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