Landtagswahl Baden-Württembergs CDU treibt die Preise in die Höhe

Meinung | Stuttgart · Die CDU in Baden-Württemberg gibt nach der Wahl ein eher unsympathisches Bild ab. Nicht nur scheint Spitzenkandidat Guido Wolf aus seinem Wahldebakel keine Konsequenzen ziehen zu wollen. Denn trotz eines Stimmenschwundes von zwölf Prozentpunkten gegenüber der letzten Landtagswahl war am Sonntag bei Wolf von Selbstkritik keine Spur, geschweige denn von einem persönlichen Rückzug. Nein, dieser Mann möchte sogar Ministerpräsident werden.

 Guido Wolf, Spitzenkandidat der CDU in Baden-Württemberg.

Guido Wolf, Spitzenkandidat der CDU in Baden-Württemberg.

Foto: dpa, mkx htf

Wolf und die von ihm dominierte CDU-Fraktion im Landtag liebäugeln mit einer schwarz-rot-gelben Koalition in Baden-Württemberg, einer Regierung der Wahlverlierer.

Man könnte sagen: So ist Demokratie eben, so ist Politik. Vor fünf Jahren hatte die CDU mit Stefan Mappus an der Spitze ebenfalls eine Wahl gewonnen, am Ende aber regierte Winfried Kretschmann mit Grün-Rot. 2011 gewann die CDU die Wahl jedoch trotz des Kandidaten Mappus, am Sonntag gewannen die Grünen die Wahl aber eindeutig wegen ihres Kandidaten Kretschmann.

Die Mehrheit der Wähler möchte den beliebten Ministerpräsidenten weiter im Amt sehen. Hätten sie ihn direkt wählen dürfen, hätten zwei Drittel für Kretschmann gestimmt. Die meisten Bürger in Baden-Württemberg würden es als ungerecht und wohl auch unmoralisch empfinden, würden die Wahlverlierer Winfried Kretschmann im Amt des Ministerpräsidenten verhindern.

Scheitern dürfte der CDU-Plan an der SPD. Sie wird es nicht wagen, Schwarz-Gelb ins Amt zu heben, denn Union und FDP waren im Wahlkampf politische Gegner. Dass bei einer möglichen Urwahl die Mehrheit der SPD-Mitglieder für eine Deutschland-Koalition votieren würde, ist äußerst unwahrscheinlich.

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Gewinner und Verlierer in Baden-Württemberg

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Es ist mithin eher ein taktisches Manöver der CDU, nun mit Schwarz-Rot-Gelb zu drohen, um die Preise für Grün-Schwarz in die Höhe zu treiben. Die Grünen sollten sich davon nicht beeindrucken lassen, auch wenn ihnen langwierige und komplizierte Koalitionsverhandlungen bevorstehen.

Zwischen den Grünen unter Kretschmann und der Union gibt es nicht so viele unüberbrückbare Unterschiede, dass es am Ende für Grün-Schwarz nicht reichen kann. Die Konstellation Grün-Schwarz oder Schwarz-Grün ist die, die dem Wählerwillen in Baden-Württemberg am ehesten entspricht. Und aus Grün-Schwarz kann in der nächsten Legislaturperiode auch wieder Schwarz-Grün werden.

(mar)
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