Barack Obama in Berlin Ein Abschied, der schwer fällt

Berlin · Soll Angela Merkel nochmal als Kanzlerkandidatin antreten? Barack Obama wollte nicht direkt auf diese Frage antworten, würdigte die Kanzlerin aber auf einer gemeinsamen Pressekonferenz als herausragende Politikerin. Die Kanzlerin gestand indes, dass ihr dieser Abschied sehr schwer fällt.

 Gutes Verhältnis: Obama, Merkel in Berlin.

Gutes Verhältnis: Obama, Merkel in Berlin.

Foto: dpa, pgr

Dass die Frage, ob Kanzlerin Merkel noch einmal antritt, eine offene ist, hat sich bis in die USA herumgesprochen. Es war ein US-Journalist, der bei der Pressebegegnung von Merkel und Obama eben dies wissen wollte. Obama, offensichtlich von Merkel gut gebrieft, wich der Frage geschickt und wortreich aus, bekannte aber schließlich: "Wenn ich Deutscher wäre, ich wäre ihr Anhänger, ich würde sie wählen." Merkel, die mal wieder vom US-Präsidenten ob ihrer Standfestigkeit und ihres Verantwortungsgefühls mit Lob überschüttet wurde, quittierte diese Aussage Obamas mit dem fröhlichsten Gesichtsausdruck des Abends.

Schwerer Abschied

Sie wiederum räumte offen ein: "Und jetzt fällt mir der Abschied schwer, klar." Sie fügte aber hinzu, dass Demokratie vom Wandel lebe. Ein Hinweis auf ihre Entscheidung zur Kanzlerkandidatur sollte das aber nicht sein. Vor den Mikrofonen stehen zwei Menschen, der mächtigste Mann der Welt und die mächtigste Frau der Welt, die einander tatsächlich schätzen. Verlässlich sei der andere gewesen, betonen sie wechselseitig. Acht Jahre lang haben sie die gleichen Werte geteilt und oft die gleichen Ziele verfolgt: Klimaschutz und Kampf gegen den IS, Stabilität der Nato und Frieden in der Ukraine.

Obama antwortete nach seinem Treffen mit der Kanzlerin auf alle Fragen der Journalisten ungewohnt ausführlich, als wollte er noch ein Vermächtnis hinterlassen. Er äußerte sich optimistisch, dass sein Nachfolger Donald Trump die Verantwortung des Amtes erkennen werde. "Der Grund dafür ist, dass dieser Job einen zwingt, ernsthaft zu sein, er verlangt Seriosität", erklärte Obama und fügte an: "Wenn man nicht seriös ist in diesem Job, dann hat man ihn vermutlich nicht lange."

 Das gemeinsame Abendessen am Mittwochabend gemeinsam im Adlon.

Das gemeinsame Abendessen am Mittwochabend gemeinsam im Adlon.

Foto: rtr, WR/AA

Steinmeiers Zitat

Merkel wiederum sagte zu, dass sie dem neuen Präsidenten mit Offenheit begegnen werde. Die amerikanischen Journalisten fragten nach den Konsequenzen aus den Äußerungen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der Trump einen Hassprediger genannt hatte. Merkel versicherte, dass sie in dieser Frage für die ganze Regierung spreche.

Ganz offensichtlich hat Obama hinter verschlossenen Türen Merkel auch erklärt, was die Deutschen ändern müssen, damit Trump ein zuverlässiger Nato-Partner bleibt. "Ich habe die Botschaft verstanden", sagte Merkel und stellte in Aussicht, dass die Deutschen für Verteidigung künftig mehr Geld ausgeben. Für die USA ist es seit Jahren ein Ärgernis, dass sie auch einen Großteil der finanziellen Lasten im Verteidigungsbündnis tragen. Im Wahlkampf hatte Trump angekündigt, dies zu ändern.

Drei Tage Ausnahmezustand

Obama war mit viel Zeit nach Berlin gekommen. Ein umfangreiches Programm erlegte sich der scheidende US-Präsident nicht mehr auf. Am Donnerstag gab er ein Interview und traf sich anschließend mit dem US-Botschafter John B. Emerson zum Mittagessen. Auch der Regisseur Wim Wenders soll dafür extra eingeflogen sein. Bevor Obama dann ins Kanzleramt fuhr, spazierte er im Nieselregen mit einem Coffee to go zum Brandenburger Tor, das gleich in der Nachbarschaft zum Hotel Adlon und der US-Botschaft liegt.

Für Obamas Besuch befindet sich Berlin für drei Tage im Ausnahmezustand. Das Regierungsviertel mit Kanzleramt, Bundestag, Brandenburger Tor und Adlon ist weiträumig abgeriegelt. Selbst Fahrräder dürfen in diesem Bereich nicht genutzt werden. Seine Berliner Fans haben keine Chance, Obama zu Gesicht zu bekommen.

Rund um das Adlon, in dem der Präsident drei Nächte schläft und in dem er am Mittwochabend drei Stunden bei einem privaten Abendessen mit der Kanzlerin zusammensaß, lassen die Sicherheitskräfte noch nicht einmal Fußgänger passieren. Die S-Bahn fährt bei der Haltestelle Brandenburger Tor einfach durch. Die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen sollen bis zu Obamas Abflugheute Nachmittag andauern, wenn der Präsident nach Peru weiterfliegt. Insgesamt 5000 Polizisten bewachen den prominenten Besucher.

Es gab auch Beschwerden

Der Hollywood-Filmmusik-Komponist James Newton-Howard, der wie Obama im Adlon wohnt, kritisierte die Sicherheitsmaßnahmen als "beängstigend". "Wir sahen Scharfschützen auf dem Dach und Panzerfahrzeuge und Polizei. Es war wirklich ziemlich furchteinflößend", sagte er.

Am Abend kamen Merkel und Obama erneut zu einem Abendessen zusammen - dieses Mal in größerer Runde mit Prominenten aus Kultur, Sport und Wissenschaft. Schließlich stellte Obama auch in Aussicht, dass dies nicht sein letzter Besuch in Deutschland gewesen sei. "Ich bin noch nie beim Oktoberfest gewesen", sagte der US-Präsident. Das wolle er aber lieber besuchen, wenn er nicht mehr Präsident sei. Dann habe er daran mehr Spaß.

(qua)
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