US-Präsident Barack Obama Von London nach Isernhagen

Berlin · Angesichts der Terrorbedrohung steht der Besuch des US-Präsidenten in Hannover unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen.

 Das Seefugium in Isernhagen.

Das Seefugium in Isernhagen.

Foto: dpa, hoh nic fpt

Über Hannover wird es am Sonntag mächtig brummen. Zwischen 12 und 13 Uhr soll US-Präsident Barack Obama mit der Air Force One in der niedersächsischen Hauptstadt landen. Obama kommt zur Eröffnung der weltgrößten Industriemesse. Die Südbahn des Flughafens ist für den Präsidenten, der seinen letzten Besuch vor Ende seiner Amtszeit in Deutschland absolviert, und seinen Tross schon seit Freitag und noch bis Ende nächster Woche gesperrt. Wenn der mächtigste Mann der Welt reist, ist schon Wochen vorher für jeden Zentimeter Boden, den er berührt, mächtig viel vorbereitet worden.

Delegation zu groß für ein Hotel

Rund 600 Delegierte, Wirtschaftsleute, Politiker, Unternehmer, Journalisten, Sicherheitspersonal und andere Angestellte sowie Handelsministerin Penny Pritzker begleiten den Präsidenten. Für das Be- und Entladen diverser Transportflugzeuge aus Obamas Begleittross und als Parkfläche für die Air Force One wird eine komplette Start- und Landebahn gebraucht. Obamas Delegation ist so groß, dass sie in Hannover nicht in einem Hotel untergebracht werden konnte.

Anders als die Kanzlerin, die stets mit einem einzigen Flugzeug der Bundeswehr aufbricht, kommt Obama immer mit einer ganzen Flotte. Ein Transportflugzeug bringt beispielsweise mindestens zwei seiner Limousinen mit. Dabei handelt es sich um gepanzerte, rund sieben Tonnen schwere Cadillacs. Jeder ("The Beast" genannt) gleicht einer rollenden Festung: Mehr als zehn Zentimeter dickes Glas, Schutzbeplankung sowie Sprengmatten sollen den Präsidenten vor Angriffen bewahren. Zudem werden Tausende deutsche Polizisten für die Sicherheit des amerikanischen Präsidenten im Einsatz sein.

Fühlte sich schon US-Präsident George W. Bush wie in einer ständigen Sicherheitsblase, so sind in Zeiten erhöhter Terrorgefahr die Vorkehrungen zum Schutz des meistbedrohten Menschen auf der Welt ins schier Unermessliche gesteigert worden. Jubelnde Passanten oder Anwohner als Anzeichen für die Beliebtheit im jeweiligen Land sind passé. Zu gefährlich. Die Bürger, an deren Wohnungen der Präsident in Hannover (vielleicht) vorbeifahren wird, sind zur Vorbeugung von "Missverständnissen" sogar ausdrücklich aufgefordert worden, nicht ans Fenster zu treten - und diese bloß nicht zu öffnen.

Das eine oder andere "Biest"

Da versteht sich von selbst, dass Mülltonnen verschwinden und Tausende von Gullydeckeln nach Überprüfung der Rohre verschweißt werden mussten. Zudem versuchen die Präsidentenschützer, potenzielle Attentäter zu verwirren, indem für jede Strecke mindestens eine Ausweichroute eingeplant wird und bis zuletzt offenbleibt, welchen Weg der Präsident dann nimmt. Obama kann in Hannover also in das eine oder andere "Biest" steigen oder aber den einen oder anderen Präsidentenhubschrauber nutzen. Sogar die Air Force One ist doppelt unterwegs, und manchmal wechseln Obama und seine Begleiter die identisch ausgestatteten Maschinen mitten während einer Reise - ohne es selbst zu merken. Ihre Unterlagen platzieren dann Helfer im Hintergrund im zweiten Flieger an exakt jene Stelle, an der sie im ersten Flieger lagen.

Selbstverständlich sind auch die Maschinen mit ausgeklügelter Abwehrtechnik ausgestattet. US-Journalisten können den Präsidenten auch in der Air Force One begleiten. Dies ist auch in Deutschland bei der Kanzlerin üblich. Aber für die aufwendige Tour mit dem US-Präsidenten müssen die Verlage der Journalisten eine fünfstellige Summe bezahlen. Bei Merkel geht es bescheidener zu: Die Begleitpresse zahlt ihre Flüge und Hotelzimmer selbst. Die Kosten für den Platz in einer Bundeswehrmaschine orientieren sich jedoch an einem günstigen Linienflug.

Bundeskanzlerin Merkel wird Obama am Sonntagmittag selbst vom Flughafen in Hannover abholen und ihn - voraussichtlich bei regnerischem Wetter und nur zehn Grad Außentemperatur - mit militärischen Ehren begrüßen.

Anschließend fährt der Tross zum Schloss Herrenhausen - im 19. Jahrhundert der Sommersitz des Königshauses Hannover. Heute werben die Betreiber mit dem Spruch um Gäste: "Tagen. Forschen. Feiern." Obama und Merkel werden reden, Pressestatements geben und am Abend gemeinsam mit Wirtschaftsvertretern essen.

Rationale Art der Problemlösung

Das Verhältnis von Merkel und Obama gilt inzwischen als sehr gut, nachdem sie zu Beginn seiner Amtszeit zunächst miteinander fremdelten. Dabei haben sie durchaus Gemeinsamkeiten, insbesondere ihre sehr rationale Art der Problemlösung.

Die in Europa stark unter Druck stehende Kanzlerin nutzt Obamas Besuch in Deutschland auch noch dazu, selbst mal wieder auf der Weltbühne aufzutreten. Nach dem Messerundgang hat sie für Montag eine Art G 5-Gipfel in Hannover zusammengetrommelt. Obama und Merkel werden mit Großbritanniens Premier David Cameron, dem französischen Präsidenten François Hollande und dem italienischen Regierungschef Matteo Renzi unter anderem über den Kampf gegen den Terror, die Flüchtlingskrise und die Lage in der Ukraine sprechen.

(RP)
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