Neue Studie zu Kosten des Klimaschutzes BDI plädiert für längere AKW-Laufzeiten

Berlin (RPO). Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat eine umfassende Studie zu den Kosten des Klimaschutzes vorgelegt und damit der Politik seine Hilfe angeboten. Weil die Studie auch längere Laufzeiten der Atomkraftwerke befürwortet und der Industrie ein gutes Zeugnis in Sachen Klimaschutz ausstellt, warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Regierung davor, sich "erpressen" zu lassen.

Atomkraftwerke in Deutschland
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Foto: AP

In der vom BDI in Auftrag gegebenen McKinsey-Studie werden die Ziele der Bundesregierung für völlig unrealistisch erklärt. Eine Minderung der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 sei angesichts des Atomausstiegs undenkbar, sagte Industriepräsident Jürgen Thumann am Dienstag in Berlin.

Unter jetzigen Bedingungen seien nur rund 30 Prozent machbar, und dies schon zu "teilweise schmerzhaften Mehrkosten" für die Deutschen. Vor allem Hausbesitzer müssten tief in die Tasche greifen.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie bezog sich auf eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey, die 300 denkbare Klimaschutzmaßnahmen auf die Kosten abgeklopft hatte. Ergebnis: Zwei Drittel dieser Maßnahmen rechnen sich, das heißt sie sparen auf Dauer mehr Energiekosten, als die Investition kostet.

Das gilt zum Beispiel für Wärmedämmung von Häusern oder energiesparende Kühlschränke. 127 Millionen Tonnen Treibhausgase ließen sich bis 2020 letztlich kostenneutral einsparen, rechnet die Studie vor.

BUND äußert Zweifel

Weitere 14 Millionen Tonnen ließen sich für weniger als 20 Euro pro Tonne vermeiden. 54 Millionen Tonnen Minderung ergeben sich zudem aus dem Umbau der Energieerzeugung, vor allem den bereits geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Kosten liegen der Studie zufolge je Tonne Treibhausgas bei 30 Euro. Damit kommt McKinsey auf insgesamt 195 Millionen Tonnen oder 31 Prozent Minderung bis 2020 im Vergleich zu 1990.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht die Studie zwiespältig. So liefere sie zwar eine Reihe von Argumenten, warum sich die Industrie ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen auf keinen Fall verweigern sollte. Absehbar sei jedoch auch, dass sich Wirtschaftszweige wie die Autoindustrie oder der Energiesektor verstärkten Umweltschutzmaßnahmen mit Hinweis auf die Studie auch künftig verweigern würden.

Der BDI werbe unter Berufung auf den Klimaschutz auch für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken. Davon dürfe sich die Bundesregierung jedoch nicht erpressen lassen. Die erst wenige Wochen zurückliegende Pannen-Serie der Atomreaktoren in Krümmel und Brunsbüttel habe gezeigt, dass Atomkraftwerke unverantwortliche Risiken bergen. Hinzu komme, dass die Atomenergie den Ausbau erneuerbarer Energien und damit den Klimaschutz blockiere.

Industrie schneidet in der Studie besonders gut ab

Zahrnt zieht die Richtigkeit der in der Studie erhobenen Zahlen in Frage: "BDI-Präsident Jürgen Thumann sollte sich noch einmal die Prognos-Studie des Bundeswirtschaftsministeriums ansehen. Sie weist nach, dass auch bei einem Atomausstieg die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent verringert werden können."

Thumann versicherte, die Industrie stelle sich der Herausforderung Klimaschutz. Doch müsse die Bundesregierung, "die Ergebnisse der Studie zur Grundlage ihrer künftigen Entscheidungen" machen. Dringend gefordert sei zudem ein neues internationales Klimaabkommen, das die USA und die großen Schwellenländer einbindet. Hier sehe man große Exportchancen für Klimaschutztechnologie.

(gms2)
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