Bericht über Lage der Migranten in Deutschland Bei Bildung aufgeholt — am Arbeitsmarkt nicht

Berlin · Es sind vor allem gute Nachrichten, die Staatsministerin Böhmer bei der Vorstellung des 9. Integrationsberichts verkünden kann. So holen Migranten bei der Bildung deutlich auf. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt aber verheißt nichts Gutes.

Die wichtigsten Ergebnisse des Integrationsberichts 2012
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Foto: dapd, Maja Hitij

"Noch nie hat sich bei der Integration so viel bewegt wie in den vergangenen beiden Jahren", sagte Böhmer an diesem Mittwoch in Berlin. Durch gesetzliche Änderungen habe sich die Chance der Migranten auf gleiche Teilnahme wesentlich verbessert. Tatsächlich lassen sich in dem "9. Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland" vor allem positive Zahlen finden — insbesondere wenn es um die jungen Migranten in Deutschland geht.

Diese sind laut dem Bericht nicht nur stärker ehrenamtlich engagiert als Jugendliche ohne Migrationshintergrund, sondern nähern sich letzteren auch im Bereich der schulischen Leistungen an. So sank in den vergangenen Jahren der Anteil der jungen Migranten ohne Schulabschluss und zugleich stieg die Zahl derjenigen mit einem Hochschulabschluss.

31,6 Prozent ohne beruflichen Abschluss

Allerdings ist es noch ein weites Stück, bis bei den jungen Migranten tatsächlich gleiche Verhältnisse herrschen wie bei den Schülern ohne Mighrationshintergrund. Denn einerseits besuchte im Schuljahr 2010/2011 zwar jeder vierte ausländische Schüler ein Gymnasium. Doch der Anteil von 26 Prozent ist noch weit von dem deutscher Schüler mit 52 Prozent entfernt.

Positiv sehen auch die Zahlen bei den Abiturienten aus. Sie stieg von 2005 bis 2010 um 36 Prozent an. Allerdings heißt das, dass nur jeder sechste Migrant diesen Abschluss macht, bei den Deutschen ist es jeder dritte. Und auch in Bezug auf Ausbildung und Beruf stockt noch immer die Integration.

Denn einerseits steigt zwar der Anteil der jugendlichen Migranten, die eine Ausbildung beginnen. Doch einen Abschluss machen nicht alle — auch nicht an den Universitäten. In Zahlen heißt das: 31,6 Prozent der Migranten zwischen 25 und 35 Jahren hatten keinen beruflichen oder Hochschulabschluss.

Das mindert natürlich auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und dort gibt es noch immer ein verheerendes Bild. Denn bei Menschen mit Migrationshintergrund gibt es noch immer doppelt so viele Arbeitslose wie bei denjenigen ohne. Allein der berufliche Abschluss kann dabei aber nicht als Grund genommen werden, nach wie vor gibt es Vorbehalte in manchem Unternehmen, ausländische Bewerber einzustellen.

Böhmer: Zuwanderung und Integration zusammen sehen

Im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel könnte sich dieses Bild aber in den nächsten Jahren verschieben. Denn dann werden dringend Fachkräfte wie Ingenieure und Ärzte auch aus dem Ausland gebraucht. Umso wichtiger wird es für die Bundesregierung sein, insbesondere die Jugendlichen mit Migrationshintergrund hierzulande gut auszubilden, ebenso wie die ohne.

"Ermutigend ist", sagte auch Böhmer bei der Vorstellung des Berichts, "dass Arbeitgeber verstärkt auf die Potenziale von Migranten setzen." Deutschland brauche mehr Migranten als Erzieher und Lehrkräfte, bei Polizei, Feuerwehr und Verwaltung. "Sie sind wichtige Brückenbauer", so die Staatsministerin.

Und Böhmer ergänzt: "Qualifizierte Zuwanderung sichert die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes." Dafür brauche Deutschland eine Willkommens- und Anerkennungskultur. Deshalb sei auch der Wechsel zu einer vorausschauenden Integrationspolitik wichtig: "Zuwanderung und Integration müssen stets zusammen gesehen werden." Man dürfe den Fehler, Migranten sich selbst zu überlassen, nicht wiederholen.

(das)
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