US-Präsident besucht Berlin Obama schätzt Merkel als Partnerin

Berlin · Der scheidende US-Präsident Barack Obama hat beim letzten Deutschland-Besuch seiner Amtszeit seine hohe Wertschätzung für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgedrückt. Die Kanzlerin empfängt ihn zur Stunde im Bundeskanzleramt.

Bundeskanzlerin Merkel empfängt US-Präsident Obama
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Foto: rtr, FAB/STN

"Sie steht für große Glaubwürdigkeit, und sie ist bereit, für ihre Werte zu kämpfen", sagte Obama in einem Interview mit der ARD und dem "Spiegel", das am Donnerstag in Ausschnitten ausgestrahlt wurde.

"Ich bin froh, dass sie da ist, und die Deutschen sollten sie wertschätzen. Ich schätze sie jedenfalls als Partnerin", fügte der US-Präsident hinzu. Merkel und Obama treffen sich am Nachmittag zu politischen Gesprächen im Kanzleramt, anschließend ist eine Pressekonferenz geplant. Vor seiner Abreise nach Europa hatte der US-Präsident Merkel als die "wohl engste internationale Verbündete" in seiner achtjährigen Amtszeit bezeichnet.

Der US-Präsident sprach in dem Interview mit ARD und "Spiegel" auch über die Auswirkungen der Globalisierung auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Wenn die globale Wirtschaft nicht auf Menschen reagiert, die sich zurückgelassen fühlen, wenn die Ungleichheit weiter wächst, werden wir erleben, dass sich die Spaltungen in den Industrieländern ausweiten", sagte er.

Obama übergibt das höchste Staatsamt der USA im Januar an seinen gewählten Nachfolger Donald Trump. In dem Interview äußerte sich der scheidende Präsident über die Pläne des für die Republikaner angetretenen Rechtspopulisten, seine umstrittene Gesundheitsreform zurückzunehmen. "Er sagt, dass er das System verbessern kann. Ich glaube: Wenn er die gleiche Anzahl von Menschen krankenversichern kann - und zwar besser als ich, dann würde ich dies unterstützen", sagte er.

Gemeinsam mit Merkel veröffentlichte Obama in der neuen "Wirtschaftswoche" einen Beitrag, in dem sich die beiden für eine engere transatlantische Zusammenarbeit aussprachen. Deutschland und die USA trügen gemeinsam Verantwortung, die "freiheitliche Lebensart zu schützen und zu stärken". Die Kanzlerin und der Präsident riefen dazu auf, die Globalisierung als Chance zu begreifen und die Entwicklung "nach unseren Werten und Vorstellungen zu gestalten". Vor diesem Hintergrund warben sie auch für das transatlantische Handelsabkommen TTIP.

Der US-Präsident nächtigt im Luxushotel "Adlon", wo er nach seiner Ankunft am Mittwochabend bereits zu einem privaten Abendessen mit Merkel zusammengekommen war. Der im Januar aus dem Amt scheidende Staatschef gönnte sich einen entspannten Donnerstagmorgen ohne öffentliche Termine.

Nach einem Mittagessen in der US-Botschaft zeigte er sich kurz vor dem Brandenburger Tor, als er über den Pariser Platz zurück zum "Adlon" lief. "Hallo Leute, wie geht's?", sagte ein gut gelaunter Obama und freute sich über eine Regenpause in der Hauptstadt: "Die Sonne ist rausgekommen. Nicht schlecht."

Für den Präsidentenbesuch gelten höchste Sicherheitsvorkehrungen. Das Berliner Regierungsviertel ist weiträumig abgesperrt, auf den Dächern am Pariser Platz halten Scharfschützen die Stellung. Laut Polizei sind in Spitzenzeiten rund 2400 Beamte im Einsatz. Zwischenfälle gab es nicht. "Die Lage ist sehr ruhig", sagte ein Polizeisprecher.

Am Abend gibt Merkel zu Ehren Obamas ein Dinner im Kanzleramt. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung sollen daran unter anderen der Ex-Fußballbundestrainer und aktuelle Trainer des US-Nationalteams, Jürgen Klinsmann, der deutsche Biochemiker und Nobelpreisträger Thomas Südhof, Star-Dirigent Daniel Barenboim und der Regisseur Tom Tykwer teilnehmen. Zum Abschluss seines Besuchs kommt Obama am Freitag mit Merkel und den Staat- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien zusammen.

(AFP/heif)
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