Frankreich vor der Wahl Die Lehrerin und der Hochbegabte

Paris · Brigitte Macron ist gut 20 Jahre älter als ihr Mann Emmanuel, Frankreichs aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat. Die ehemalige Lehrerin spielt im Wahlkampf eine wichtige Rolle und behauptet selbstbewusst ihre Positionen.

 Liebe gegen Widerstände: Brigitte und Emmanuel kamen sich in einem Theaterkurs näher. Auf ihre Bitte wechselte der damalige Schüler das Gymnasium.

Liebe gegen Widerstände: Brigitte und Emmanuel kamen sich in einem Theaterkurs näher. Auf ihre Bitte wechselte der damalige Schüler das Gymnasium.

Foto: ap

Egal, ob in einem Gemeindesaal der südfranzösischen Provinz oder bei einer Pressekonferenz in Paris: eine blonde Frau mit Pony-Frisur sitzt immer in der ersten Reihe, wenn Emmanuel Macron auftritt. Brigitte Macron erfüllt die Rolle als Frau des Präsidentschaftskandidaten durchaus selbstbewusst. Mit ihren kurzen Röcken und den knallbunten Tüchern will die 63-Jährige auffallen. Wenn ihr Mann spricht, holt die schlanke, stets braun gebrannte Frau allerdings die Brille heraus und wirkt dann wieder wie die Lehrerin, die sie einmal war. Als Brigitte Auzière unterrichtete die dreifache Mutter am Jesuitengymnasium in Amiens Latein und Französisch, als eines Tages ihre Tochter Laurence berichtete: "Es gibt einen Verrückten in meiner Klasse, der alles weiß." Der "Verrückte" war Emmanuel Macron.

Die Lehrerin ihres späteren Mannes war sie nie, wie Brigitte Macron in "Les Macrons" klarstellt, einem kürzlich erschienenen Buch zweier Journalisten. Das ungewöhnliche Paar kam sich im Theaterkurs der Schule näher, wo der hochbegabte Teenager ihr vorschlug, ein Stück umzuschreiben. "Ich habe gespürt, dass ich dahinschmelze. Er auch. Also habe ich ihn gebeten, das letzte Schuljahr im Pariser Gymnasium Henri IV zu machen", sagte sie im vergangenen Jahr der Zeitschrift "Paris Match"

Emmanuel Macron verließ also die Stadt, um einen Skandal zu vermeiden, versprach aber seiner späteren Frau: "Sie werden mich nicht los. Ich werde zurückkommen und Sie heiraten." In der kleinbürgerlichen Welt von Amiens war die Ankündigung allerdings nicht so schnell umzusetzen. Die Trauung der beiden folgte erst im Jahr 2007 nach der Scheidung Brigittes von dem Bankier André-Louis Auzière. Eine Fernsehdokumentation zeigte im vergangenen Jahr ein Video der Feier mit Brigitte Macron im weißen Mini-Kleid. "Ich möchte euch danken, dass ihr uns akzeptiert habt, dass ihr uns so liebt, wie wir sind", sagte der Bräutigam da der Hochzeitsgesellschaft. Sein Dank galt auch den drei Kindern seiner Frau: "Wenn es jemanden gibt, für den das nicht einfach war, dann für sie."

Inzwischen ist Typhaine, eine der Stieftöchter, auch bei Macrons Wahlkampfveranstaltungen dabei. Die Wochenenden verbringt das Paar so oft wie möglich mit den sieben Enkelkindern in seinem Ferienhaus im noblen nordfranzösischen Badeort Le Touquet.

Nach Macrons Berufung ins Wirtschaftsministerium 2014 gab Brigitte Macron ihren Lehrerinnenjob auf, um mehr Zeit für ihren Mann zu haben. Dass sie auch im Wahlkampf eine Rolle spielen werde, machte das wegen seiner ungewöhnlichen Liebesgeschichte bei der Klatschpresse beliebte Paar bereits vor einem Jahr deutlich. Da waren die Macrons zum ersten Mal auf dem Titel der Zeitschrift "Paris Match" zu sehen mit der Überschrift: "Zusammen auf dem Weg zur Macht." Auf diesem Weg können sie auch Gerüchte über eine angebliche Homosexualität nicht aufhalten, die russische Medien im Februar über Emmanuel Macron verbreiteten. Der reagierte mit Humor: "Das ist nicht nett gegenüber Brigitte, die sich fragt, wie ich das rein körperlich schaffe. Denn sie teilt mein Leben von morgens bis abends."

Interviews gibt die für ihre Unverblümtheit bekannte 63-Jährige kaum. Doch ein paar Sprüche sind auch so von ihr im Umlauf. Zum Beispiel, als sie in Anspielung auf ihr Alter sagte: "Emmanuel muss es jetzt schaffen. Stellt Euch mein Aussehen 2022 vor!" Als First Lady dürfte Brigitte Macron selbstbewusst an der Seite ihres Mannes stehen. "Sie wird eine Rolle übernehmen und nicht versteckt werden, weil sie mein Leben teilt, weil mir ihre Meinung wichtig ist und weil das Präsidentenamt auch eine persönliche Dimension hat", kündigte Macron bereits an.

Schon jetzt liest die Lehrerin die Reden ihres Mannes und berät ihn - vor allem, wenn es um Bildung geht, den ersten Punkt seines Präsidentschaftsprogramms. Denn Brigitte Macron ist überzeugt: "Die Zukunft Frankreichs liegt in der Bildung und der Lehre." Auch Madame Macron schafft es auf die Seite eins der Nachrichtenmagazine. "Frau mit Einfluss" titelte der "Express" und schrieb: "Einige finden sie zu aufdringlich, andere loben ihre Präsenz, ihre Art und Freundlichkeit. Sie ist in jedem Fall einer der Schlüssel, um den zu begreifen, der Frankreich regieren will."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort