Plädoyers im Sauerland-Prozess Bundesanwalt: Geplanter "Massenmord"

Düsseldorf (RPO). Die mutmaßlichen Sauerland-Terroristen wollten laut Anklage einen in der Bundesrepublik bislang einzigartigen "Massenmord" verüben. Das sagte Bundesanwalt Volker Brinkmann am Mittwoch in seinem Plädoyer vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.

 Der angeklagte Daniel Schneider (r.) spricht mit seinen Anwälten.

Der angeklagte Daniel Schneider (r.) spricht mit seinen Anwälten.

Foto: ddp, ddp

Wie Brinkmann weiter sagte, lösten die Anschlagspläne "auch heute noch Schaudern" aus. Die vier Männer hätten aus Hass auf die USA und "religiöser Verblendung" gehandelt.

Mit dem Beginn des Anklage-Plädoyers ging das Düsseldorfer Verfahren in die letzte Phase. Welches Strafmaß die Bundesanwaltschaft fordert, will sie am Donnerstag verkünden. Das Urteil im Sauerland-Prozess soll am 4. März gefällt werden.

Brinkmann wies darauf hin, dass umfassende Geständnisse wie in Düsseldorf in Strafprozessen um islamistischen Terrorismus "die absolute Ausnahme" seien. Dadurch sei die Dauer des Sauerland-Prozesses deutlich verkürzt worden.

Als Gründe für die Geständnisse der Angeklagten nannte Brinkmann unter anderem die "erdrückende Beweislast". Die Beschuldigten hätten reinen "Tisch machen und sich selbst entlasten" wollen. Auch hätten sie sich mit den Geständnissen "eine Strafmilderung erkaufen" wollen. "Selbst der überzeugteste Gotteskrieger will nicht im Gefängnis einsitzen und den Dschihad an sich vorbeiziehen lassen."

Als unverzichtbar bei der Aufklärung islamistischer Strukturen bezeichnete Brinkmann die Nachrichtendienste. Potenzielle Terroristen würde zunehmend skrupelloser, sagte der Bundesanwalt. "Es gibt bei der Wahl der Mittel keine Tabus mehr. Die Auswahl der Opfer wird beliebiger."

Die angeklagten Islamisten hatten vor Gericht gestanden, im Auftrag der Terrorgruppe Islamische Dschihad-Union Autobombenanschläge auf US-Bürger und US-Einrichtungen in Deutschland vorbereitet zu haben. Als Ziele nahmen sie laut Anklage Gaststätten, Discos und Flughäfen ins Visier, unter anderem in Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf und München.

Drei der Angeklagten, darunter zwei deutsche Konvertiten, waren im September 2007 im Sauerland nach monatelanger Observierung festgenommen worden. Brinkmann nannte es "erschreckend", dass diese drei Angeklagten im Prozess keine Reue gezeigt hätten. "Emotionale Regungen sind ihnen fremd."

(AFP/top)
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