Schattenwirtschaft wächst 2010 leicht Bundesregierung verschärft Kampf gegen Schwarzarbeit

Berlin (RPO). Die Bundesregierung verschärft in der Wirtschaftskrise den Kampf gegen die Schwarzarbeit. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schaffe bei der zuständigen Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) in diesem Jahr 200 neue Stellen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Dienstag in Berlin. Einer Studie zufolge wird die Schattenwirtschaft in Deutschland 2010 aber nur leicht wachsen.

 Finanzminister Wolfgang Schäuble kämpft gegen konkrete Steuerpläne vor der NRW-Wahl.

Finanzminister Wolfgang Schäuble kämpft gegen konkrete Steuerpläne vor der NRW-Wahl.

Foto: ddp, ddp

Insgesamt steigt die Zahl der FKS-Mitarbeiter nach Angaben des Sprechers auf 6700. Hauptaufgaben der Behörde sind die Bekämpfung der Schwarzarbeit und die Überwachung der Mindestlohnbestimmungen. Da die Zahl der Branchen mit Mindestlohn gestiegen sei, habe sich in diesem Bereich auch das Arbeitsvolumen der FKS erhöht, sagte der Sprecher.

Das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Tübingen rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der Schattenwirtschaft um zwei Prozent. Damit verändere sich 2010 das Verhältnis zwischen der Schattenwirtschaft und der offiziellen Wertschöpfung in Deutschland kaum, teilte das IAW unter Berufung auf eine gemeinsame Untersuchung mit dem Wirtschaftswissenschaftlicher Friedrich Schneider von der Universität Linz in Österreich mit.

Die illegale Wertschöpfung werde voraussichtlich um zwischen sechs und zehn Milliarden Euro wachsen auf rund 359 Milliarden Euro. Dies entspreche 14,65 Prozent der tatsächlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands, die mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen wird. Damit wäre die Schattenwirtschaft ähnlich groß wie im vergangenen Jahr als sie rund 352 Milliarden Euro umfasste (14,58 Prozent des BIP). Zur Schattenwirtschaft zählt neben Schwarzarbeit auch illegale Beschäftigung etwa ausländischer Arbeitskräfte oder kriminelle Handlungen wie Drogenhandel, Betrug, Schmuggel und Menschenhandel.

Das Wachstum der Schattenwirtschaft sei eine indirekte Folge der Wirtschaftskrise, erklärte das IAW. Durch Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit steige bei Menschen die Bereitschaft, Einkommen in der Schattenwirtschaft zu erzielen. Dass es in Folge der Krise zu keinem stärkeren Anstieg komme, liege an steuerlichen Entlastungen und gesunkenen Sozialversicherungsbeiträgen.

Der Beitragssatz für die gesetzlichen Krankenversicherungen wurde um 0,6 Prozentpunkte gesenkt. Das Bürgerentlastungsgesetz erleichtere zudem die Absetzbarkeit von Krankenversicherungsbeiträgen von der Einkommensteuer, teilte das IAW mit. Begünstigend auf das Wachstum der Schwarzarbeit hingegen wirke sich die beschlossene Einführung von Mindestlöhnen im Lackiergewerbe aus, bei Wäschereien und in der Abfallwirtschaft. Experten zufolge können Mindestlöhne dazu führen, dass in manchen Branchen Arbeitnehmer als Schwarzarbeiter mit Löhnen unterhalb der gesetzlichen Regelung beschäftigt werden.

Deutschland liege mit der Größe seiner Schattenwirtschaft im Vergleich der Industriestaaten im Mittelfeld, teilte das IAW mit. Durch die Rezession wachse die Schattenwirtschaft 2010 in allen 21 untersuchten OECD-Ländern. Der Anstieg liege zwischen 0,1 Prozentpunkten in Dänemark und Irland sowie 0,3 Prozentpunkten in Spanien. Im Durchschnitt der Staaten habe die Schattenwirtschaft eine Größe von bis zu 14 Prozent des BIP. In Griechenland und Italien sei die Schattenwirtschaft am größten, in den USA und der Schweiz am kleinsten, teilte das IAW mit.

(AFP/top)
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